Das Umsatzvolumen von online gehandelten Waren und Dienstleistungen steigt kontinuierlich. Im November 2018 prognostizierte das IFH Köln ein Wachstum des Onlinehandels gegenüber 2012 von 93 Prozent.
Dies entspricht einem geschätzten Umsatzvolumen von ca. 63 Mrd. EUR in 2018. Für den stationären Handel stellt der E-Commerce eine immer größer werdende Konkurrenz dar. In 2017 gaben nur noch 24 Prozent der Befragten an, dass diese nicht gerne im Internet einkauften, 20 Prozent dagegen waren begeisterte Online-Shopper, die lieber im Internet kauften, die verbliebenen 56 Prozent gaben an, in bestimmten Segmenten lieber Online zu kaufen.
Online-Abzocke und fake shops
Für Unternehmen bedeutet dieser Trend ein Umdenken der bisherigen Geschäftsfelder und Marketing- bzw. Vertriebswege. Dieses Potential an Online-Kaufwilligen ruft jedoch auch verstärkt unseriöse Anbieter auf den Markt – von Online-Abzocke und fake shops ist immer häufiger die Rede, hierbei werden oftmals Daten von seriösen Anbietern in den fake shops kopiert. Aufklärung und Prävention werden immer wichtiger – nicht nur für private KäuferInnen.
Online-Geschäfte stellen private und gewerbliche VerkäuferInnen vor große Herausforderungen – insbesondere hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen und der wirtschaftlichen Konzepte. Hier sind SpezialistInnen gefragt.
Berufsfeld mit viel Potential
Sucht man online nach Stellenangeboten für E-Commerce-SpezialistInnen, bekommt man über 4.300 Treffer zu unterschiedlichen Stellenprofilen im E-Commerce Bereich. Dieses Berufsbild und die zu erwerbende Qualifikation treffen den Nerv der Zeit und der Unternehmen. Es zeigt deutlich den Bedarf an interdisziplinär ausgebildeten ExpertInnen.
In einer Umfrage des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (bevh) unter in der Branche tätigen Unternehmen gaben 92 Prozent der befragten Unternehmen an, dass ein Mangel an geeigneten Fach- und Führungspersonen im E-Commerce herrscht. 40 Prozent der Befragten gaben an, dass das Angebot an qualifiziertem Personal klein ist. Gleichzeitig gaben aber auch 64 Prozent der Befragten an, dass sich mehr Menschen für qualifizierte Stellen im E-Commerce interessieren würden.
Dieser Trend ist auch im Bereich der Hochschulen zu erkennen. Es gibt mehr Studienstandorte mit E-Commerce Bachelor- oder Masterstudiengängen sowie Studiengängen mit einer Vertiefungsmöglichkeit im E-Commerce. In 2016 erwarb jede/r dritte AbsolventIn der Rechtswissenschaften einen Bachelor- oder Masterabschluss. Die Kombination aus betriebswirtschaftlichem Denken und Handeln sowie der juristischen Bewertung und Einordnung erfüllen Wirtschaftsjuristen perfekt.
Den Studierenden werden im wirtschaftsrechtlichen Studium insbesondere an Fachhochschulen und Hochschulen der angewandten Wissenschaften, neben der ohnehin interdisziplinären Ausbildung in Betriebswirtschaft und Jura, zunehmend Kompetenzen für das Geschäftsfeld E-Business vermittelt.
Hier werden insbesondere die Rechtsgebiete Datenschutzrecht, Recht des Online-Marketings, Vertragsgestaltung im E-Commerce, Gewerblicher Rechtsschutz sowie Urheberrecht gelehrt. Ergänzt wird das Angebot im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich mit Modulen wie Marketing, Datenmanagement, Datensicherheit, Content Management, Web-Anwendungen oder Vertriebsmanagement.
Für AbsolventInnen mit Kenntnissen im E-Commerce bietet sich ein herausfordernder, vielfältiger und vor allem wachsender Arbeitsmarkt. Studierende, die ein Wirtschaftsrechtsstudium mit entsprechendem Schwerpunkt an einer Fachhochschule oder einer Hochschule der angewandten Wissenschaften absolviert haben, sind dafür in besonderer Weise qualifiziert.
Über die Autorin:
Anja Rathjen
B.A. Wirtschaft und Recht,
Studiengangkoordinatorin für Wirtschaftsrecht
und Green Energy an der FH Westküste
Hier können Sie die NJW, die führende Fachzeitschrift für Juristen mit den wichtigsten Neuigkeiten aus der ganzen Welt des Rechts, kostenlos testen.