Dr. Denise Bauer-Weiler ist Head Group Compliance, Regulatory & Governance sowie Vorstandsmitglied der UBS Europe SE. Vor ihrem Wechsel zur UBS war sie mehrere Jahre als Anwältin bei der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer in Frankfurt und Hong Kong tätig. Wie es zu ihrem Wechsel kam und warum sie ihre Entscheidung „pro Unternehmen“ nicht bereut, hat sie unserer BECK Stellenmarkt-Redakteurin, Veronika Gebertshammer, im Interview verraten.
Frau Dr. Bauer-Weiler, Sie haben nach Ihrer Promotion und dem Zweiten Staatsexamen zunächst mehrere Jahre lang als Anwältin bei einer Großkanzlei gearbeitet, bevor Sie zur UBS Europe SE gewechselt sind. Dort übernehmen Sie Management-Aufgaben und sind seit 2021 Mitglied des Vorstands. Wie schwer war es für Sie, der Juristerei nach all den Jahren den Rücken zu kehren?
Die Juristerei zu verlassen, ist mir nicht leichtgefallen. Der Weg bis zum Zweiten Staatsexamen ist sehr lang und die Anforderungen an eine Management-Position unterscheiden sich deutlich von denen einer Anwältin. Entsprechend habe ich die Vor- und Nachteile lange abgewogen. Letztendlich war es zwar vor allem eine strategische, aber auch eine Bauchentscheidung – und ich habe sie bis heute nicht bereut. Zwar habe ich das klassische Kanzleileben hinter mir gelassen, aber die Expertise, die ich in meinen Jahren als Anwältin im Finanzbereich aufgebaut hatte, konnte ich hier bei UBS von Beginn an einbringen und ausbauen. Es war insofern kein Neuanfang, sondern eine natürliche Weiterentwicklung entsprechend meiner Interessen.
Eine Entscheidung, die sich vielleicht schon früh angedeutet hat: Ihre Promotion handelt von der Selbstregulierung von Unternehmen und Banken. Was fasziniert Sie am Bank- und Finanzrecht?
Beim Thema Selbstregulierung geht es darum, Unternehmen und Banken nicht durch Gesetze, sondern durch andere Anreize zu einem bestimmten Handeln zu bewegen. Dafür kommen zum Beispiel Kodizes zum Einsatz, zu deren Einhaltung sich Unternehmen verpflichten und ein eigenes Interesse entwickeln, bestimmten gesellschaftlichen Vorgaben nachzukommen. Insbesondere im Bank- und Finanzrecht ist das spannend, da dies eine regulierte Industrie ist, die global zwar sehr vernetzt, aber regulatorisch immer noch sehr fragmentiert ist. Da kann man als Juristin oder Jurist auch in Zukunft noch viel beraten – ob in einer Regulierungs- oder einer Deregulierungsphase.
Zurück zu Ihrem Wechsel von der Großkanzlei zur UBS: Möchten Sie erzählen, wie es genau zu dem Wechsel kam?
Auslöser für den Wechsel zur UBS Europe SE war letztendlich ein Anruf eines früheren Mandanten. Als mir dann die Möglichkeit angeboten wurde, den Bereich Regulatory Relations bei UBS aufzubauen und ich die UBS Vertreterinnen und Vertreter in den Interviews sehr inspirierend fand, habe ich mich nach intensiven Gesprächen und Überlegungen für die UBS entschieden.
Wo würden Sie sagen liegen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Arbeitsalltag innerhalb einer Großkanzlei und in einem Konzern?
Das ist schwer zu sagen, weil natürlich die inhaltliche Arbeit eine ganz andere ist. Als ich die Großkanzlei verlassen habe, musste ich mich erstmal daran gewöhnen, viele administrative Tätigkeiten meines Arbeitsalltags wieder selbst zu organisieren. Auch die Zahl der Stakeholder ist im Konzern um ein Vielfaches höher als in einer Kanzlei. Auf der anderen Seite bringt genau das auch einen größeren Gestaltungsspielraum mit sich – bei der eigenen Karrieregestaltung, beim Aufbau von Teams oder bei der Herangehensweise an Probleme. Das macht die Arbeit bei UBS in gewisser Weise kreativer als in der Kanzlei, bringt aber auch ein hohes Maß an Verantwortung mit sich.
Welche Aufgaben fallen denn in Ihren Verantwortungsbereich?
Nach dem Einstieg hat sich mein Verantwortungsgebiet zunächst auf den Aufbau und die Professionalisierung der Kommunikation zu den Aufsichtsbehörden konzentriert. Danach kamen neue Themenbereiche wie Compliance, Regulatory, Geldwäsche, Operational Risk Control und Governance hinzu. In meiner Rolle als Vorstandsmitglied bin ich seit 2021 vor allem mit strategischen Themen betraut, die in der Regel die gesamte Bank betreffen und somit mitunter auch Entscheidungen außerhalb meines Fachgebiets verlangen. Insofern gibt es täglich sehr viele interne Meetings und Calls zur Abstimmung und Erarbeitung von strategischen wie auch regulatorischen Lösungen und auch zahlreiche externe Veranstaltungen, Gespräche mit den Wirtschaftsprüfern und der Aufsicht.
Das hört sich nach einer spannenden und abwechslungsreichen Tätigkeit an. Inwiefern hilft Ihnen die juristische Ausbildung hier weiter?
Juristinnen und Juristen sind meistens sehr gut und schnell darin, Sachverhalte zu erfassen. Sie können diese in bestimmter Form zerlegen, so dass man sich einzelnen Komponenten widmet und diese abarbeitet. So lassen sich die zahlreichen komplexen Fälle, die man in einer Bank wie der UBS zu lösen hat, gut und vor allem zeitgerecht bewältigen. Zudem nehme ich oft eine neutrale Haltung ein und versuche diese zu vermitteln. Das hilft vor allem in meiner Compliance-Verantwortung.
Wie würden Sie die Unternehmenskultur der UBS beschreiben?
Wir sind ein sehr modernes und internationales Unternehmen, in dem man aber noch immer eine gewisse „Swissness“ spürt – auch in der Kultur. Wir legen großen Wert auf ein respektvolles Miteinander, auf Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion. In der gesamten UBS Group arbeiten zum Beispiel über 70.000 Mitarbeitende in mehr als 50 Ländern über alle Altersstrukturen hinweg. Gleichzeitig gibt es verschiedenste Rollen, Hintergründe und Expertisen, die man zusammenbringen und berücksichtigen muss – deutlich mehr als in einer Kanzlei. Das macht den Arbeitsalltag spannend und in vielerlei Hinsicht sehr divers.
Wodurch zeichnet sich die UBS als Arbeitgeber aus?
Das konkrete Arbeitsumfeld und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung sind natürlich immer im Kontext der eigenen Rolle zu erleben. Generell gilt aber, dass wir alle unsere Mitarbeitenden dabei unterstützen, in einem kollaborativen und integrativen Umfeld zu wachsen – bei uns in Europa oder über Internal Mobility Angebote auch an anderen Standorten der UBS. Dabei tun wir viel, damit sich Arbeit und Privatleben individuell, je nach persönlichen Bedürfnissen in Einklang bringen lassen. Die Möglichkeit hybrid zu arbeiten, aber auch multidisziplinäre, agile Teams sind dabei nur zwei Beispiele, die uns helfen, flexibler, innovativer und schneller zu werden. Darüber hinaus bieten wir allen Mitarbeitenden ganzjährig spezialisierte Trainings zu Weiterbildungszwecken an. Kurzum: Man lernt nie aus, das schätze ich an UBS wirklich sehr.
Was sollten Bewerberinnen und Bewerber mitbringen, um Teil von UBS zu werden?
Gute Mitarbeitende sind immer gefragt, bei einem großen und wachsenden Unternehmen wie UBS erst recht. Das spezielle Profil hängt natürlich von der Rolle ab – und davon haben wir reichlich. Ich kann nur dazu motivieren, die UBS Karriereseite zu sichten oder sich proaktiv zu bewerben, selbst wenn vielleicht auf den ersten Blick nicht alle Vorgaben erfüllt zu sein scheinen. Neben erster relevanter Berufserfahrung und guten Leistungen, ist für uns die Persönlichkeit der Bewerberinnen und Bewerber ausschlaggebend. Dass diese zu UBS passt, ist uns sehr wichtig.
Vielen Dank für das Gespräch!
Infos zur Interviewpartnerin:
Dr. Denise Bauer-Weiler
ist Head Group Compliance, Regulatory & Governance sowie Vorstandsmitglied der UBS Europe SE. In ihrer Rolle verantwortet sie die Kontrolle sämtlicher nichtfinanzieller Risiken einschließlich Compliance, Financial Crime, Operational Risk, Governmental & Regulatory Affairs und Governance. In 2016 kam sie als Head Regulatory Affairs für Europa, den Nahen Osten und Afrika zur UBS und koordinierte insbesondere die prudentielle Aufsicht seitens der EZB, BaFin und Deutschen Bundesbank.
Das Interview führte:
Veronika Gebertshammer, Dipl.-Jur.
Texterin, Lektorin und Schreibcoach
www.veronika-gebertshammer.de