Mit Jurastudium oder als Quereinstieg - der LL.M.-Masterstudiengang Medienrecht in Mainz

von Katrin Gessinger, LL.M., M. A.

Was haben Jan Böhmermann, Cathy Hummels und „Das Boot“ gemeinsam? – Sie waren Gegenstand oder Beteiligte medienrechtlicher Streitigkeiten und damit Thema im Rahmen des LL.M.-Masterstudiengangs Medienrecht in Mainz. In diesem Studiengang, der vom Mainzer Medieninstitut in Kooperation mit der Johannes Gutenberg-Universität Mainz veranstaltet wird, werden verschiedenste Disziplinen mit Bezug zum Medien- und Informationsrecht gelehrt: Datenschutzrecht, E-Commerce-Recht, Presserecht, Rundfunkrecht, Telemedienrecht, Urheberrecht, um nur wenige zu nennen.

Schnittstelle Recht und Politik – Ein fachübergreifender Blick in die Medienbranche

Ein Jahr lang habe ich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Kommilitoninnen und Kommilitonen Veranstaltungen zu den verschiedensten Bereichen des Medienrechts besucht. Neben den oben genannten juristischen Fächern kam auch der Blick über den Tellerrand nicht zu kurz: Kurse wie Medienökonomie oder Medienpolitik ergänzen die juristischen Kenntnisse und geben ein umfassendes Bild der Medienbranche und ihrer Verknüpfungen mit Recht und Politik. Diese Kombination der Disziplinen ist vorteilhaft, um ein besseres Verständnis für die praktischen Probleme in der Umsetzung und Anwendung der rechtlichen Vorgaben zu erhalten. 

Branchenspezifisches und vielfältiges Profil der Studierenden und Lehrenden

Ein besonderer Mehrwert ist die bunte Mischung an Studierenden aus dem gesamten Bundesgebiet, die im Rahmen dieses Studiengangs zusammenkommen. Dabei erhalten nicht nur Absolventinnen und Absolventen des Ersten (und Zweiten) Juristischen Staatsexamens Zugang zum LL.M., sondern auch Studierende mit anderen Abschlüssen und Bezug zur Medienbranche, die ihr Wissen mit juristischen Kenntnissen anreichern möchten. Somit finden sich unter den Studierenden Referendarinnen und Referendare, Unternehmensjuristinnen und -juristen, erfahrene Anwältinnen und Anwälte sowie Quereinsteigerinnen und -einsteiger. Hinzu kommen die Dozentinnen und Dozenten von verschiedenen Hochschulen und wissenschaftlichen Instituten, von Landesmedienanstalten, Kanzleien und Rundfunkanstalten. Auf diese Weise entsteht eine intensive, interdisziplinäre Gesprächskultur mit unterschiedlichsten Perspektiven, wobei der Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden auf Augenhöhe stattfindet.

Intensives Kursprogramm und Masterarbeit – Berufsbegleitend und vernetzt zum LL.M.

Der Unterricht in Blöcken freitags und samstags (regelmäßig von 9:00 bis 19:00 Uhr) verlangt allen Beteiligten viel ab, trägt jedoch maßgeblich zur Vereinbarkeit von Studium und Beruf bei. Mein Jahrgang wurde noch vollständig in Präsenz unterrichtet, was die Wissensvermittlung gestärkt und den Zusammenhalt in der Gruppe geprägt hat. Dies hat dazu beigetragen, dass auch über mehrere Jahre hinweg der Kontakt bestehen bleibt und man sich privat sowie beruflich austauscht. An das ereignisreiche und anstrengende Kursjahr schließt eine Masterarbeit zu einem frei wählbaren Thema aus dem Bereich des Medienrechts an, um den Titel „Master of Laws“ (LL.M.) zu erhalten.

Kombinierte Präsenz- und Online-Lehre mit Juravorkenntnissen oder als Quereinstieg möglich

Ich habe den LL.M.-Studiengang als Quereinsteigerin absolviert und hatte nur in einzelnen Fächern Vorkenntnisse, sodass ich vermutlich einen höheren Vor- und Nachbereitungsaufwand hatte als meine Kommilitoninnen und Kommilitonen. Mit diesem Hintergrund hatte der persönliche Austausch vor Ort für mich einen besonderen Mehrwert: Bei Problemen konnte ich mich auch in den Pausen an die anderen LL.M.-Studierenden wenden, die mir immer mit Rat zur Seite gestanden haben. Dennoch ist anzumerken, dass es mittlerweile eine Mischung aus Live-Online-Seminaren und Präsenzveranstaltungen gibt, um die Vorteile von Präsenz- und digitaler Lehre zusammenzubringen.

Optional – Integrierter Fachanwalt im Medien- oder Informationstechnologiererecht

Ein zusätzlicher Vorteil für Studierende, die in der anwaltlichen Praxis aktiv sind oder werden wollen, ist die Möglichkeit, die theoretischen juristischen Kenntnisse für zwei Fachanwälte zu erwerben. Im Wintersemester finden die Veranstaltungen zum Fachanwalt Urheber- und Medienrecht statt, während im Sommersemester die Inhalte des Fachanwalts Informationstechnologierecht vermittelt werden. Es ist möglich, diese Kurse auch unabhängig vom Erwerb des LL.M. zu belegen.

Journalistische Praxiseinblicke in die Medienwelt

Mein persönliches Kurs-Highlight war der Kurs Journalismus. Neben Grundkenntnissen zu unterschiedlichen journalistischen Textformen erhielten wir einen Einblick in die Arbeit verschiedener Medien: Wir besuchten den Verlag VRM und die Rundfunkanstalten SWR und ZDF, wo wir beispielsweise an einer Redaktionssitzung des heute journals teilnehmen durften. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, probeweise selbst für eine „Schalte“ vor der Kamera zu stehen.

Fazit

Wer die juristische Ausbildung auf einem aktuellen und spannenden Rechtsgebiet wie dem Medienrecht intensivieren oder als Quereinsteigerin wie ich medienrechtliche Kenntnisse erwerben möchte, dem kann ich den LL.M.-Masterstudiengang Medienrecht in Mainz uneingeschränkt empfehlen.

Über die Autorin:

Katrin Gessinger, LL.M., M. A.,
ist Referentin in der Geschäftsstelle Rundfunkrat und Verwaltungsrat des SWR sowie Absolventin des Masterstudiengangs Medienrecht in Mainz.

Der Beitrag wurde erstmals in der NJW 30/23 veröffentlicht.
 

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