„Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.“
Arbeitsgebiete in der Politik
Der gemeine Jurist erkennt in den oben zitierten Sätzen sofort den Artikel 21 Absatz 1 unseres Grundgesetzes. Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie, in der die politische Willensbildung maßgeblich durch Parteien in die Parlamente hineingetragen wird. Soweit die Theorie.
In der Praxis bedeutet das mithin viel und komplexe Arbeit. Der größte Teil der politischen Arbeit wird ehrenamtlich abgeleistet: So wird annähernd jedes Parteigremium ehrenamtlich geführt, jedes Mitglied kann Anträge an verschiedenste Parteigremien stellen, Parteimitglieder leisten ehrenamtlichen Dienst in kommunalen Selbstverwaltungsgremien wie etwa in Ortsbeiräten, Stadtparlamenten, Bezirksverordnetenversammlungen oder Kreistagen.
Auch auf dieser vergleichsweise kleinen Ebene gibt es selbstverständlich großen Bedarf an juristischen Fähigkeiten: Es dreht sich schließlich alles darum, unsere abstrakt-generelle Rechtsordnung mit all ihren Normen immer wieder an die konkreten gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen oder eben Rechtsnormen so umzusetzen, dass sie Probleme im Alltag der Menschen beseitigen oder gar nicht erst entstehen lassen.
Aber auch in vielen Verbänden und Interessensvertretungen, etwa im Deutschen Anwaltverein, arbeitet ein Großteil der Menschen ehrenamtlich.
Wieso Juristen?
Juristen, auch angehende, die sich früh praktisch mit politischen Zusammenhängen beschäftigen, saugen zudem das Leben auf. Und ein Jurist, der das Leben aufsaugt, tut es immer auch zum Zwecke seiner Profession: Juristische Fragestellungen ergeben sich schließlich in allen Lebensbereichen. Die kuriosesten Sachverhalte im Jurastudium waren ja auch immer echte Fälle, etwa vor dem Bundesgerichtshof.
Jobperspektiven in der Politik
Der im politischen Bereich arbeitende Jurist oder auch der juristisch gebildete Politiker hat unterschiedliche Perspektiven, in Lohn und Brot zu kommen. Eins vorweg: Reich wird er in der Regel nicht. Das ist aber auch nicht seine Absicht.
Die hauptamtlichen Arbeitsplätze von Juristen in der Politik befinden sich in obersten Landes- oder Bundesbehörden wie etwa Ministerien, in Landesparlamenten, im Bundesrat oder Bundestag. Auch Parteien, Verbände und NGOs sind potenzielle Arbeitgeber von Juristen.
Wahrscheinlich gemeinsam haben alle hier tätigen Juristen einen Job, der ein Stück weit mit ihren politischen Überzeugungen übereinstimmt, wie etwa die derzeit 149 Bundestagsabgeordneten, die Rechts- oder Staatswissenschaften studiert haben.
Und genau das ist der Reiz an diesem Karriereeinschlag: Kaum etwas erfüllt nämlich einen Menschen so sehr, wie die Gestaltungsfreiheit über Politik und Gesellschaft und somit über sein Umfeld zu haben.
Durchsetzungsfähigkeit gesucht
Nun sind Jobs in im weitesten Sinne politisch-gestalterischen Bereichen eher rar gesät. Für eine hauptamtliche Position in Parteizentralen oder -vorständen werden in der Regel die „Parteisoldaten“ erkoren, entsprechende Stellen in Ministerien sind hart umkämpft und NGOs oder Verbände können häufig vergleichsweise nur „prekäre“ Jobs, oft projektbasierte befristete Stellen, anbieten. Dennoch lohnt es sich, früh die Stellenanzeigen zu durchforsten, Netzwerke zu bilden und immer ein Ohr hinzuhalten. Denn jemand, der auch nur den leisen Wunsch hegt, Jurist in der Politik zu werden, wird sich mit einem normalen Anwaltsjob wohl nie vollkommen anfreunden können.
Gehaltsperspektiven
Viele Beispiele in der Politik beweisen, es ist möglich: Guido Westerwelle, Katarina Barley, Wolfgang Bosbach oder Gregor Gysi sind nur einige, zugegeben, sehr prominente Beispiele von Bundestagsabgeordneten, die eine juristische Ausbildung genossen haben.
Jedoch auch an Verbandsspitzen oder in den Büros der NGOs arbeiten die analytisch und organisatorisch begabten Zunftangehörigen in manchmal sehr attraktiven Positionen. Die Bezahlung ist, abgesehen von den Abgeordnetenentschädigungen und Gehältern von Spitzenbeamten, zumeist angelehnt an die Tarifverträge des Öffentlichen Dienstes: E13 ist für Volljuristen das Stichwort.
Wo diese Einstellungskondition auftaucht, braucht sich der Bewerber in der Regel keine Sorgen zu machen, denn damit kann man in den meisten Lebenssituationen gut auskommen. Alles weitere ist oft Verhandlungssache.
Böser Bankenjurist oder heldenhafter Umweltrechtsaktivist
Und so lohnt es sich, wie die Figur des Marshall Eriksen aus einer berühmten US-amerikanischen Sitcom („How I Met Your Mother“) beweist, für seinen Traum eines hauptamtlich politischen Jobs einzustehen und auch Jobs für eine von vornherein begrenzte Zeit in Betracht zu ziehen. Mit der „Befähigung zum Richteramt“ kann man später schließlich immer noch dem Prototyp-Job eines Juristen nachgehen. Ganz unpolitisch, ganz unaufgeregt.