Von Leipzig nach Berlin: Wie leicht ist ein Standortwechsel im Jurastudium?

Von Chiara Streitbörger

Derzeit studiere ich im sechsten Semester Jura an der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin. Jedoch bin ich dort noch nicht lange immatrikuliert.

Da ich sofort nach dem Abitur angefangen habe, in Leipzig zu studieren und nicht wie viele andere ein Jahr Pause zum Reisen gemacht habe, bekam ich schnell die Lust, während meines Studiums eine Veränderung zu vollziehen.

Ich spielte mit dem Gedanken, ob ich mich nicht in Berlin bewerben möchte, um dort weiter zu studieren.

Dies tat  ich auch prompt in einer eher langweiligen Vorlesung. Gereizt hat mich an der Hauptstadt, dass sie mit ihren dreieinhalb Millionen Einwohnern und den unendlich vielen Studenten unzählige Möglichkeiten bietet, um dem manchmal auch stressigen Jura-Alltag zu entfliehen.

Beratung durch das Prüfungsbüro

Die Zusage für den Wechsel kam von der HU sehr zeitig. Bevor ich mich jedoch endgültig entschied, rief ich bei dem Prüfungsbüro für Rechtswissenschaften an, um mich zu informieren, ob ein Wechsel überhaupt sinnvoll ist. Denn an jeder Universität sind die Voraussetzungen zum Examen anders und da ich noch in der Regelstudienzeit war, wollte ich nicht die Chance, später meinen Freischuss im Examen schreiben zu können, vergeben.

Die Zuständige des Prüfungsbüros beriet mich sehr ausführlich. Schon am Telefon konnten wir einen strukturierten Plan aufstellen, wie ich notwendige Klausuren nachholen könnte, ohne dass der Hochschulwechsel meinen Schwerpunktprüfungen und der Möglichkeit, den Freischuss zu schreiben, entgegenstehen würde. 

Wechsel im vierten Semester: "Ich war allein unter vielen"

Als ich dann endgültig in Berlin als Studentin eingeschrieben war, fiel mir jedoch auf, dass es deutlich schwerer ist, im vierten Semester Leute kennen zu  lernen, als im ersten.

Jetzt ist man halt kein ,,Ersti“ mehr und die anderen sind nicht darauf angewiesen, andere Kommilitonen kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. Vielmehr kannten sich die Studenten schon untereinander und ich war allein unter vielen.

Jedoch veranstaltet unser Fachschaftsrat viele Feste. Es gab nicht nur einen ,,Wechsler-Umtrunk“ bei dem sich die Wechsler untereinander besser kennenlernen konnten, sondern auch ein Grill- und ein Weihnachtsfest mit Glühwein und Waffeln.

"Ich kann Studieren an der HU sehr ans Herz legen"

Bei solchen Veranstaltungen fiel es mir schon viel leichter, mit anderen in Kontakt zu treten, als in der Bibliothek oder im Audimax.

Nun, knapp eineinhalb Jahre später, kann ich anderen Studenten das Studieren an der HU sehr ans Herz legen. 

Ich habe festgestellt, dass die Universität zwar mehr Prüfungen voraussetzt als die meisten anderen Universitäten, aber dies kommt der Examensvorbereitung sehr zugute. Denn anders als an anderen Universitäten, schreibt man hier in fast jedem examensrelevanten Rechtsgebiet eine zwei- oder vierstündige Klausur. Außerdem ist die HU ansprechend für diejenigen, die über den ,,juristischen Tellerrand“ hinausblicken wollen, denn es werden viele Fremdsprachenausbildungen sowie Schwerpunktprogramme in London, Paris oder Genf, Rechtsberatungen und Moot Courts angeboten.

"Meinen Wechsel bereue ich nicht"

Reizvoll ist zudem, dass es nicht nur die juristische Bibliothek an der Fakultät gibt, sondern man auch in anderen Bibliotheken gut lernen kann, die auch die entsprechenden Lektüren zur Verfügung stellen. So kann man eine Lernphase auch mal umgestalten und sitzt nicht wochenlang in denselben Räumen. 

Meinen Wechsel bereue ich nicht. Ich kann es auch  jedem nur empfehlen, so etwas in Erwägung zu ziehen.

Wegen des Numerus Clausus sind viele ansprechende Universitäten heutzutage für Interessierte mit einem Durchschnittsabitur vorerst keine Option; bei einem Wechsel ab dem vierten Fachsemester fällt dieses Erfordernis aber häufig weg.

Das Jura-Studium ist zudem so flexibel aufgebaut, dass man gut innerhalb Deutschlands wechseln kann, sodass das Studium auch mal eine ganz andere Veränderung mit sich bringt. 

Mein Referendariat möchte ich auch noch in Berlin absolvieren und dann werde ich schauen, ob es mich nicht noch einmal in eine andere Stadt zieht. 

Chiara Streitbörger studiert momentan Jura  im 6. Semester an der Humboldt-Universität (HU) zu Berlin.

Foto oben: nd3000/adobestock.com

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Dieser Text ist aus dem Studienführer 2017/2018.

Quelle Studienführer 2017/2018