Mitarbeiterbindung, die Chance beim Recruiting von juristischen Fachkräften zu punkten

Eine Nahaufnahme von fünf Händen, die sich gegenseitig festhalten
von Dr. Katja Grühn

Immer wieder kommt es in Bewerbungsverfahren zu kurzfristigen Absagen der Bewerberinnen und Bewerber vor Vertragsunterschrift oder sogar zu Kündigungen vor Antritt des Arbeitsverhältnisses. Auch Probezeitkündigungen sind keine Seltenheit, was Partner, Chefs und Teamkollegen frustriert. Diese Fluktuation ist nicht nur ärgerlich, sondern auch kostspielig. Um dem entgegenzuwirken, ist ein strukturierter Onboarding Prozess unerlässlich, der die fachliche Passung, persönliche Integration und Bindung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Arbeitgeber sicherstellt. Retention Management, und zwar Mitarbeiterbindung als Thema und maßgebliche Methode zur Mitarbeitergewinnung in Unternehmen, sollte integraler Bestandteil von Bewerbungsverfahren sein.

Strukturiertes Onboarding führt zur nachhaltigen Stellenbesetzung in Kanzleien und Rechtsabteilungen

Ein strukturierter Onboarding Prozess trägt entscheidend dazu bei, neue Talente zu gewinnen und langfristig zu halten. Die Bindung an den Arbeitgeber beginnt bereits im Bewerbungsprozess und setzt sich bis in die Probezeit fort. Hier sind einige Strategien, die Kanzleien und Rechtsabteilungen helfen können, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter effektiv zu binden:

1. Mitarbeiterbindung beginnt mit dem Bewerbungsprozess

Ein effizienter und persönlicher Bewerbungsprozess ist der erste Schritt zur Mitarbeiterbindung. Längere Wartezeiten und unpersönliche Kommunikation führen oft dazu, dass talentierte Juristinnen und Juristen abspringen. Eine persönliche Rückmeldung innerhalb weniger Tage zeigt mehr Wertschätzung und verschafft Wettbewerbsvorteile als eine Standardmail ohne Ansprechpartner. Authentische und offene Kommunikation während des Kennenlernens schafft Vertrauen. Klare Informationen zu Karrieremöglichkeiten, Entwicklungsperspektiven und Unternehmenskultur helfen, die passenden Kandidatinnen und Kandidaten zu gewinnen. Wichtig ist auch, auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Juristinnen und Juristen einzugehen, wie beispielsweise flexible Arbeitszeiten und Home-Office-Möglichkeiten. Auch eine Absage sollte zeitnah erfolgen, individuell begründet und freundlich formuliert werden. Zu Talenten, die aktuell nicht berücksichtigt werden können, sollte man idealerweise Kontakt halten. Es ist praktisch bei künftigen Vakanzen auf einen Bewerberpool zugreifen zu können.

2. Willkommenskultur vorleben: ab der Vertragsunterschrift bis zum Arbeitsantritt

Die Phase zwischen Vertragsunterschrift und Arbeitsantritt kann mehrere Monate andauern, insbesondere wegen langer Kündigungsfristen. Es ist wichtig, in dieser Zeit eine emotionale Bindung zu neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aufzubauen. Beispielsweise kann zu einem informellen gemeinsamen Mittagessen mit dem Team eingeladen werden, eine Willkommensmail mit relevanten Unterlagen zur Kanzleistruktur oder Infos zu Mentorenprogrammen versendet werden. Das neue Teammitglied sollte Informationen zu den relevanten Ansprechpartnern, zum ersten Arbeitstag und der Einarbeitung erhalten. Diese Maßnahmen vermitteln von Anfang an ein Gefühl der Wertschätzung und Zugehörigkeit.

3. Die Probezeit ansprechend gestalten

Ein klarer Einarbeitungsplan hilft Juristinnen und Juristen, sich schnell zurechtzufinden und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Unterstützung des Unternehmens zu gewinnen. Die Zuweisung einer Mentorin bzw. eines Mentors kann helfen, sich schneller einzugewöhnen. Diese erfahrenen Kolleginnen und Kollegen stehen als Ansprechpartner für fachliche Fragen und zur Unterstützung bei der sozialen Integration zur Verfügung. Regelmäßige Treffen, Feedbackgespräche und eine offene Kommunikation fördern ein Gefühl der Zugehörigkeit und reduzieren Unsicherheiten. Bereits in der Probezeit sollten Möglichkeiten zur Weiterbildung und beruflichen Entwicklung angeboten werden. Dies kann durch interne Schulungen, Workshops oder die Teilnahme an externen Seminaren erfolgen. Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Home-Office und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse tragen dazu bei, dass sich neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohlfühlen und ihre Arbeit als Teil eines erfüllten Lebens sehen. Regelmäßige Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit sind essenziell für die Motivation und Zufriedenheit. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen, sind eher bereit, sich langfristig an den Arbeitgeber zu binden.

Fazit

Die Mitarbeiterbindung erfordert einen proaktiven Ansatz und eine ganzheitliche Strategie. Ein strukturierter Onboarding Prozess hilft Talente zu gewinnen und langfristig zu halten. Zudem wird die Motivation gesteigert und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber aufgebaut. Eine Personalberaterin kann entscheidend zum erfolgreichen Onboarding beitragen, indem sie sowohl das Unternehmen bzw. die Kanzlei als auch die Juristinnen und Juristen in dieser entscheidenden Phase unterstützt und den Prozess bis zum Abschluss der Probezeit begleitet.

 

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Über die Autorin:

Dr. Katja Grühn - Gründerin der Personalberatungsboutique Dr. Grühn & Kollegen
Sie ist als Legal Headhunterin auf die Vermittlung von Juristinnen und Juristen spezialisiert. Katja Grühn studierte Jura an der Universität Tübingen. Nach ihrem Referendariat in Stuttgart, promovierte sie berufsbegleitend an der Universität Mannheim.