Du bist Rechtsanwaltsfachangestellte, möchtest Dich weiterentwickeln und fragst Dich deshalb, welche Möglichkeiten Dir offenstehen? Dann ist dieser Artikel genau der richtige für dich! In diesem Artikel gehen wir darauf ein, wieso sich eine Weiterbildung für Fachangestellte lohnt und stellen Euch sechs Optionen zur Weiterentwicklung für Rechtsanwaltsfachangestellte vor.
Warum lohnt sich eine Weiterbildung für Fachangestellte?
Eine Weiterbildung für Rechtsanwaltsfachangestellte ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Mit einer Zusatzqualifikation bzw. mit einer abgeschlossenen Weiterbildung stichst Du aus der grauen Masse der Bewerbungen hervor. Zusätzlich wird dein Marktwert gesteigert, wodurch Du es bei der Stellensuche noch leichter haben wirst. Außerdem eröffnet die Weiterbildung Dir neue berufliche Tätigkeitsfelder. And last, but not least: Dein Gehalt wird sich entscheidend erhöhen!
Welche Rolle spielt die Digitalisierung in den Weiterbildungen?
Im Rahmen der Weiterbildungen spielt auch die voranschreitende Digitalisierung eine große Rolle, wie uns auch Frau Tietje, Vorstandsmitglied des ReNo-Bundesverbands, bestätigt: „Wichtig wird es sein die Digitalisierung grundsätzlich als Chance zu sehen und die Mitarbeiter durch gezielte Fortbildung in diesem Bereich auch entsprechend zu schulen. Digitalisierung kann nur dann unterstützend zum Einsatz kommen, wenn der Mensch vor dem PC die entsprechenden Fähigkeiten zur Anwendung besitzt. So kann die Anlage einer E-Akte entweder 2 Minuten oder 10 Minuten dauern, je nach Schulungsstand der Fachangestellten.“
Welche Weiterbildungsoptionen gibt es?
1. Geprüfte Rechtsfachwirtin bzw. geprüfter Rechtsfachwirt
Hast Du deine Ausbildung abgeschlossen und bereits zwei Jahre als Fachangestellte gearbeitet, steht dir die Möglichkeit offen, dich zur geprüften Rechtsfachwirtin bzw. zum geprüften Rechtsfachwirt weiterbilden zu lassen. Diese Weiterbildung kannst Du entweder im berufsbegleitenden Präsenzunterricht oder per Fernstudium an verschiedenen Hochschulen und Fachakademien absolvieren. Die Dauer beträgt maximal zwei Jahre. Als Rechtsfachwirtin bzw. Rechtsfachwirt übernimmst Du umfangreichere Leitungsfunktionen in Rechtsanwaltskanzleien. Du trägst also mehr Verantwortung und wirst mit weitreichenderen Kompetenzen ausgestattet. Damit einher geht eine deutliche Steigerung deines Gehalts.
2. Geprüfte Notarfachwirtin bzw. geprüfter Notarfachwirt
Die Notarfachwirtin bzw. der Notarfachwirt ist mit der Rechtsfachwirtin bzw. dem Rechtsfachwirt zu vergleichen. Dabei übernimmst Du leitende und organisatorische Aufgaben in einem Notariat. Hierfür musst Du deine Ausbildung zum Rechtsanwalts- bzw. Notarfachangestellten abgeschlossen und bereits ein paar Jahre gearbeitet haben.
3. Betriebswirtin bzw. Betriebswirt für Recht
Als Betriebswirtin bzw. Betriebswirt für Recht berätst Du kleinere und größere Unternehmen hinsichtlich betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Fragestellungen. Du entwirfst Verträge, Geschäftsbedingungen und andere Bestimmungen. Außerdem bist Du zuständig für kaufmännische Führungsaufgaben. Um diese Ausbildung absolvieren zu können, musst Du ebenfalls bereits einige Jahre Berufserfahrung als Rechtsanwaltsfachangestellte haben.
4. Geprüfte Fachwirtin bzw. geprüfter Fachwirt für Büro- und Projektorganisation
Auch für diese Weiterbildung musst du neben der abgeschlossenen Berufsausbildung eine mindestens zweijährige Berufserfahrung in der Tasche haben. Ist das bei Dir der Fall, kannst Du die Weiterbildung deutschlandweit an verschiedenen Akademien und Bildungszentren oder bei den Industrie- und Handelskammern durchführen. Die Dauer beträgt in etwa eineinhalb Jahre. Als geprüfte Fachwirtin bzw. geprüfter Fachwirt für Büro- und Projektorganisation bist Du vor allem für die Planung und Optimierung von Arbeitsabläufen in unterschiedlichsten Bürogemeinschaften zuständig. Dir steht damit die Möglichkeit offen, gehobene Assistenz- und Sachbearbeitungstätigkeiten sowie Koordinationsfunktionen zu übernehmen.
5. Gerichtsvollzieherin bzw. Gerichtsvollzieher
In einzelnen Bundesländern steht Fachangestellten auch die Möglichkeit offen, sich zur Gerichtsvollzieherin bzw. Gerichtsvollzieher ausbilden zu lassen. Hierfür musst Du einerseits eine dreijährige Berufserfahrung nachweisen können. Andererseits musst du belegen können, dass Du der Tätigkeit eines Gerichtsvollziehers gewachsen bist. Denn Hauptaufgabe einer Gerichtsvollzieherin bzw. eines Gerichtsvollziehers ist es, gerichtliche Entscheidungen umzusetzen! Die Weiterbildung dauert maximal zwei Jahre. Die Ausbildungsinhalte erstrecken sich über das Vollstreckungsrecht, Zustellungs- und Kostenrecht, Gerichtsrecht sowie auch über Teile des Steuer- und Arbeitsrechts. In Baden-Württemberg gibt es sogar den Bachelorstudiengang „Gerichtsvollzieher/in LL.B.“. Ein großer Vorteil dieser Weiterbildung ist die Verbeamtung, die Dir nach dem Abschluss der Weiterbildung winkt. Als Gerichtsvollzieherin bzw. Gerichtsvollzieher ist man nämlich auf Lebenszeit verbeamtet!
6. Universitäre Ausbildungen
Falls Du an deine Ausbildung lieber ein Studium dranhängen möchtest, bieten sich folgende Studiengänge an:
• Studium der Rechtswissenschaften
• Studium im Bereich Wirtschaftsrecht
• BWL-Studium
Anpassungsweiterbildungen und Fortbildungen
Daneben gibt es noch sogenannte Anpassungsweiterbildungen und Fortbildungen. Im Rahmen dieser Veranstaltungen lernst Du Neuerungen im Rechts- und Verwaltungssystem kennen und die eigenen Fähigkeiten und Qualifikationen zu erweitern. In folgenden Bereichen werden Seminare für Rechtsanwaltsfachangestellte angeboten:
• betriebliche Organisation und Bürokommunikation
• Gebühren- und Kostenrechnung
• Zwangsvollstreckung
• Buchführung
Hier geht es zu den offenen Stellenangeboten für Fachangestellte!
Über die Autorinnen:
Ronja Tietje
Vorstandsmitglied des
ReNo-Bundesverbands
Veronika Gebertshammer
Diplom-Juristin