Plan-Ist-Vergleich – Dem Mandanten in Krisenzeiten den Weg weisen

Finanzberatung im Unternehmen
von Christoph Buluschek

Erst die Corona-Pandemie, dann der Krieg gegen die Ukraine: Europas Wirtschaft scheint von einer Krise in die nächste zu stolpern. Entspannung ist nicht in Sicht. Gerade in solchen Zeiten möchten Mandanten die Chancen und Risiken ihres Unternehmens genau kennen. Eine profane, aber gleichzeitig wirkungsvolle Methode zur Planung des Geschäftserfolgs ist der Plan-Ist- Vergleich.

Kostensteigerung in unsicheren Zeiten

Explodierende Energiepreise und unsichere Lieferketten: Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können die derzeitigen Kostensteigerungen nur bedingt an ihre Kunden weitergeben und bleiben auf einem Großteil der Teuerungen sitzen. Ihnen fehlen oftmals die Rücklagen, um Kosten auszugleichen. In der Not kontaktieren sie ihren Steuerberater und suchen nach Wegen, ihren Erfolg langfristig zu planen. Die passenden Antworten finden Berater in der Finanzbuchhaltung. Mit ihrem Mandanten spielen sie anhand der BWA verschiedene Szenarien durch.

Aufschluss und Abhilfe dank des Plan-Ist-Vergleichs

Beim Plan-Ist-Vergleich handelt es sich um eine spezielle Auswertung der BWA-Zahlen. Der Berater vergleicht dabei regelmäßig die Soll-Werte eines Betriebes – also wo dieser laut Plan jetzt stehen müsste – mit dem tatsächlichen Stand. Gemeinsam mit dem Mandanten spielt der Steuerberater die potenziellen Szenarien durch und bewertet diese. Damit findet er beispielsweise Antworten auf folgende Fragestellungen: Welche Auswirkungen haben die derzeitigen Kostensteigerungen? Welche Auswirkung hat ein potenzieller Absatzeinbruch? Wie wirkt sich eine Preiserhöhung des eigenen Produkts auf den Geschäftserfolg aus? Welche Folgen hat das für die Liquidität? Kann ein ggf. notwendiger Betriebsmittelkredit durch den Cashflow finanziert werden?

In sechs Schritten zum Erfolg

Mit dem Steuerberater plant das Unternehmen in sechs Schritten seinen Geschäftserfolg.

Schritt #1: Unternehmen legen mit ihrem Steuerberater ihre Geschäftsziele fest. Ein Fertigungsbetrieb möchte beispielsweise in Anbetracht steigender Rohstoffpreise prüfen, ob sein Geschäft mit gegebenen Annahmen profitabel bleibt.

Schritt #2: Der Steuerberater leitet monatliche Zielwerte ab und legt mit der Geschäftsleitung die neuen Plan-Zahlen auf monatlicher Basis fest. Dann definieren sie die Werte, die sie in Zukunft im Blick behalten werden.

Schritt #3: Das Unternehmen prüft regelmäßig mit dem Berater die Entwicklung. Weichen die Ist-Werte von den Planzahlen ab, sollte das Unternehmen genauer hinschauen.

Schritt #4: Wenn Letzteres aus Schritt # 3 zutrifft, ist das Ziel gefährdet. Aber auch, wenn der Betrieb bessere Ergebnisse erzielt, als erwartet, sollte die Geschäftsführung gemeinsam mit dem Berater herausfinden, woran das liegt. Möglicherweise verbergen sich dahinter unerwartete Geschäftschancen.

Schritt #5: Bleibt das Unternehmen hinter dem Plan zurück, stellt sich die Frage, wie es wieder auf Kurs kommt. Bieten sich aus Sicht des Steuerberaters dafür mehrere Maßnahmen an, muss der Geschäftsführer entscheiden, welche am geeignetsten ist. Dafür analysiert er mit dem Berater entsprechende Szenarien und prüft die Auswirkung jeder möglichen Lösung.

Schritt #6: Das Unternehmen setzt die Maßnahmen um und prüft mit dem Berater monatlich, ob es auf Kurs bleibt. Steuerberater wenden hier in der Regel einen wiederholten Zyklus aus Prüfung und Steuerung an, um die Ziele zu erreichen.

Ziele realisieren und negative Effekte abfangen

Wie ein mögliches Szenario aus Schritt #5 aussehen kann, zeigt ein Beispiel: Die Rohstoffpreise gingen mit Beginn des Krieges gegen die Ukraine durch die Decke. Die Kosten für Bauholz hatten sich damals verdoppelt. Unternehmen finden gemeinsam mit ihrem Steuerberater schnell heraus, wie sich solche Preisschwankungen auf den Ertrag auswirken und welche Folgen sie für das Betriebsergebnis haben. Dazu nutzt der Steuerberater die aktuellen Planwerte für den Material- und Wareneinkauf und erhöht sie entsprechend. Durch die höheren Bezugspreise sinkt der Rohertrag und das vorläufige Ergebnis fällt niedriger aus als geplant.

Mit diesem Wissen überlegen die Entscheider im nächsten Schritt, welche Möglichkeiten in Frage kommen, um die Ziele noch zu erreichen. Die einfachste Möglichkeit wäre eine Preiserhöhung, mit der das Unternehmen den Erlös steigert. Aber machen die Kunden das auch mit? Stattdessen könnte sich der Einkauf um zusätzliche Lieferanten mit günstigeren Konditionen bemühen. Da der Betrieb die Gewinnlücke genau kennt, weiß der Einkäufer, um wie viel Prozent er die Kosten idealerweise senken muss. So kann er abschätzen, ob er in diesen Krisenzeiten einen Anbieter mit entsprechenden Preisen überhaupt finden kann. Oder der Betrieb kombiniert beide Maßnahmen und erhöht die Absatzpreise nur in einem Umfang, den der Markt auf jeden Fall toleriert.

Über den Autor:

Christoph Buluschek
ist Leiter Account-Management & Produktmarketing bei Agenda Infor mationssysteme in Rosenheim.

Dieser Beitrag ist ursprünglich in der IRZ/BC 5/23.