Ihr Sprungbrett in die Expert:innenliga

Erfolgreich als Experte
von Dr. Anja Schäfer

Sichtbarkeit und Networking für Berufseinsteiger:innen

Wer heute als Nachwuchsjurist:in erfolgreich werden will, muss bereit sein, aus der grauen Masse hervorzutreten und immer mehr als Expert:in sichtbar werden. Dies bedeutet, sich selbst sowie die eigene Expertise beim bzw. mit dem Berufseinstieg klar zu positionieren und kontinuierlich proaktiv Selbstmarketing zu betreiben. Damit allein ist es in puncto Sichtbarkeit als Expert:in jedoch nicht getan. Es gilt, wann und wo immer es passt, das eigene Know-how, berufspraktische Erfahrungen sowie die persönlichen Qualitäten nach außen und ins persönliche Netzwerk zu kommunizieren sowie auch über die Social-Networking-Plattformen, wie bspw. LinkedIn, durch Einrichtung eines entsprechenden Profils zu teilen.

Für Berufseinsteiger:innen sind die ersten Schritte in Richtung Expert:innen-Positionierung und -Branding nicht immer angenehm und bequem. Mit der notwendigen Unterstützung des Arbeitgebers bzw. der Arbeitgeberin, durch entsprechende Trainings oder ein individuelles Coaching sowie auch gezielter Förderung im Rahmen spezieller interner Mentoringprogramme kann es jedoch deutlich leicht(er) und schneller gehen, auch als noch nicht so berufserfahrene Kollegin eine erste Bekanntheit und Reichweite – intern wie extern, virtuell wie analog – zu erlangen.

Die wichtigsten Trends der Arbeitgeber:innen beim Personalmarketing

Die Sichtbarkeit von Mitarbeiter:innen in sozialen sowie analogen Netzwerken ist in den heutigen digitalen Zeiten für beinahe jede:n Arbeitgeber:in relevant. Denn deren großes Interesse an der digitalen Visibilität von Mitarbeiter:innen ist nicht ohne Grund. Nach dem Index-Recruiting-Report 20221 sind die beiden wichtigsten Trends beim Personalmarketing das Social Recruiting und das Employer Branding. Social Recruiting2 ist die Personalgewinnung über soziale Netzwerke, Employer Branding3 eine unternehmensstrategische Maßnahme, um sich als attraktive:r Arbeitgeber:in von den Wettbewerber:innen im Arbeitsmarkt positiv abzuheben.

Beide Trends richtig anzugehen und zu nutzen, ist wichtiger denn je. Denn gute juristische Fachkräfte sind von Kanzleien, Unternehmen sowie mittlerweile auch öffentlichen Arbeitgeber:innen gesucht. Umso wichtiger ist es, die Arbeitgeber:in-Marke bewusst zu (ver)stärken. Perspektivisch kommen damit auch Sie ins Spiel, vorausgesetzt Sie werden bzw. sind sichtbar.

Positionieren Sie sich als Expert:in

Eine der größten Hürden der eigenen Sichtbarkeit ist die Positionierung als Expert:in. Insbesondere Nachwuchsjuristinnen sehen sich nicht nur beim Berufseinstieg, sondern häufig auch in den ersten Berufsjahren (noch) nicht als Expertin. Folglich zweifeln sie daran, ob sie sich selbst als solche bezeichnen können und so nach außen treten und sichtbar werden können.

Die Frage nach dem persönlichen Expertinnenstatus ist jedoch unabhängig von Berufserfahrung oder persönlicher Erfolge eine, deren Beantwortung regelmäßig Frauen schwerfällt. Es ist daher wichtig, frühzeitig das richtige Expertinnen-Mindset für sich zu entwickeln. Dies gelingt immer mehr, wenn Sie sich die richtige Frage stellen, nämlich „Wann bin ich gut genug?“ statt „Bin ich gut genug?“.

Erfahren Sie noch mehr zu den Themenkomplexen "Personal Branding" und "Sichtbarkeit als Experte".

Gewinnen Sie innere Klarheit für einen starken Außenauftritt

Der erste Schritt im Rahmen der Positionierung als Expert:in ist eine individuelle Standortbestimmung. Machen Sie eine ehrliche Bestandsaufnahme Ihrer Expertise, praktischen Erfahrungen, sonstigen Fach- und Sachkenntnisse sowie Ihrer eigenen Stärken. Werden Sie sich klar, wo Sie aktuell stehen und wohin Ihr Weg gehen soll. Stellen Sie sich bspw. diese Fragen: Für welche Themen werden Sie von anderen bereits als Spezialist:in angesehen? Wie möchten Sie als Expert:in und als Person von anderen wahrgenommen werden? Was sollen andere, bspw. Ihre Kolleg:innen, Vorgesetzten oder Mandant:innen usw. über Sie sagen, wenn Sie nicht im Raum sind?

Scheuen Sie sich nicht, sich entsprechende neutrale und wertschätzende Unterstützung von außen zu holen, um über den eigenen Expert:innenstatus immer mehr Klarheit zu gewinnen. Tauschen Sie sich dazu nicht nur mit ausgewählten Kontakten aus dem persönlichen oder gar privaten Netzwerk aus. Holen Sie dazu die Einschätzung Ihrer Vorgesetzten und Kolleg:innen, aber auch von Mandant:innen oder Kooperationspartner:innen ein. Lassen Sie sich außerdem bei der Positionierungsarbeit gezielt strategisch unterstützen. Fragen Sie daher bei Arbeitgeber:innen nach Angeboten externer Dienstleister:innen oder nach Übernahme Ihnen entstehender Kosten.

Erweitern Sie Ihre Expertise durch Zusatzqualifikationen

Sofern Sie beim Berufseinstieg noch nicht über Zusatzqualifikationen wie bspw. eine Promotion oder einen LL.M.-Abschluss verfügen, ziehen Sie diese in Betracht, wenn Sie zukünftig als Expert:in zu einem bestimmten Thema wahrgenommen werden und anerkannt sein wollen. Diese können ebenso wie ein Fachanwaltstitel mit entsprechender finanzieller und/oder zeitlicher Unterstützung durch den bzw. die Arbeitgeber:in auch in den ersten Berufsjahren berufsbegleitend erworben werden.

Die hier angesprochenen zusätzlichen Qualifikationen machen Ihre Positionierung als Expert:in durch die entsprechenden Titel auch für andere sichtbar. Sie ist jedoch damit keinesfalls „in Stein gemeißelt“, sondern ein lebenslanger Prozess, welche mit Ihrer weiteren beruflichen sowie persönlichen Entwicklung – idealerweise auch unterstützt durch Arbeitgeber:innen – einhergeht.

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https://hr-marketing.index.de/employer-branding-studien/recruiting-repor...
2 https://de.wikipedia.org/wiki/Social_Recruiting
3 https://de.wikipedia.org/wiki/Employer_Branding

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Über die Autorin:

Dr. Anja Schäfer
ist Anwältin und Expertin für Networking & Female Leadership in Kanzleien. Als Karrierementorin unterstützt sie exklusiv Juristinnen in puncto Netzwerkaufbau, Selbstmarketing und Sichtbarkeit als Expertin und spricht über diese Themen regelmäßig in ihrem „Juristinnen-machen-Karriere!-Podcast“. Mehr Informationen zum Podcast: https://anja-schaefer.eu/ podcast/.

Dieser Artikel erschien erstmals in der JuS 10/23.

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