Wie sieht die Teamarbeit der Zukunft im Anwaltsbusiness aus?

Teamwork im Büro
von Felicitas Kapp

Kanzleien sind derzeit mit vielen Herausforderungen konfrontiert

Junge Anwältinnen und Anwälte haben ein anderes Verständnis von Arbeit und, damit einhergehend, eine andere Erwartungshaltung an die Kanzleien als ältere Generationen. Individuelle Bedürfnisse rücken zunehmend in den Fokus. Arbeit soll etwas sein, was einen stärkt. Die Bereitschaft, „Dienst nach Vorschrift“ zu machen, sinkt. Werte wie Zwischenmenschlichkeit und Sinnhaftigkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung. Es geht nicht mehr um die Arbeit allein. Auf der anderen Seite stehen die Kanzleien, ihre Partnerinnen und Partner, die auf die Herausforderungen reagieren müssen. Die tägliche Teamarbeit kann Schauplatz eines generationsbedingten Konflikts werden.

Wie Millennials die Kanzleikultur verändern, lesen Sie in diesem Beitrag.

Gleichzeitig bilden diverse Formen der Zusammenarbeit wie Homeoffice und Teilzeitmodelle neue Ausgangssituationen für die Teamarbeit. Wechselnde Konstellationen von Teammitgliedern erfordern eine hohe Flexibilität. Eine zunehmende Fluktuation führt dazu, dass der Mittelbau wegbricht und sich dadurch neue Hierarchiestrukturen bilden. Hinzu kommen neue Technologien. Die Auswirkungen der Digitalisierung bringen uns Chancen, aber auch weitere Veränderungen, auf die wir reagieren müssen. Damit einhergehend entstehen neue Aufgaben- und Rollenanforderungen.

Herausforderungen bergen immer auch Chancen, Chancen, die Arbeitswelt zu gestalten, die Teamarbeit und jede/n Einzelne/n zu stärken.

Was braucht es dafür?

Positive zwischenmenschliche Beziehungen

Wo Menschen zusammenarbeiten, braucht es gute zwischenmenschliche Beziehungen. Vor allem in heutigen Zeiten, in denen viel Unsicherheit besteht, ist dies für eine gute Zusammenarbeit essenziell. Starke Beziehungen geben Sicherheit und bieten die Grundlage, auf Veränderungen flexibel zu reagieren. Doch wie stellen wir diese her? In erster Linie müssen wir uns selbst zeigen, so wie wir sind, d.h. mit unseren Stärken und Schwächen, aber auch mit unseren Bedürfnissen, individuellen Zielen und Befindlichkeiten. Zeigen wir mehr von uns und unserer Persönlichkeit, schafft dies Vertrauen und Nahbarkeit.

Empathie, also die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, ist ein wesentliches Element der Interaktion. Hierdurch gewinnen wir ein besseres Verständnis füreinander und können besser aufeinander eingehen. So kann sich eine gesunde Vertrauensbeziehung entwickeln, die einen offenen Austausch zulässt. Auf Grundlage dieser Beziehung entwickelt sich zudem eine gesteigerte Bereitschaft zur Unterstützung und Kooperation zwischen den Anwält:innen.

Charisma und Empathie als besondere Wertschöpfer im Anwaltsberuf - erfahren Sie mehr hierzu.

Coachingimpuls: Regelmäßige Team- und 1:1-Meetings bieten den Raum, sich auch über die Mandatsarbeit hinaus persönlich auszutauschen. Beginnen Sie damit, indem Sie offen von sich erzählen.

Intensive Kommunikation

Eine gute Kommunikation bildet das Bindeglied zueinander und ermöglicht echte Kooperationen – auch über Generationen hinweg. Doch wie gelingt diese? Kommunikation entsteht aus der persönlichen Haltung heraus. Wie wir über einen Menschen denken, hat unmittelbaren Einfluss darauf, wie wir mit ihm kommunizieren. Denken wir, dass er motiviert und wissbegierig ist? Oder sind wir eher streng und denken, dass dieser nicht ehrgeizig ist? Sind wir verschlossen und voreingenommen, oder treten wir offen an unsere Kolleg:innen heran und lassen Raum für Gegenfragen?

Erfahren Sie mehr dazu, wie Ihnen eine wertschätzende Kommunikation gelingen kann.

Entscheidend ist auch die Haltung, die wir uns selbst gegenüber haben. Trauen wir uns beispielsweise zu wenig zu, tendieren wir dazu, uns eher zurückzuziehen und weniger Fragen zu stellen. Unsere eigene Haltung wirkt sich unmittelbar auf unser Gegenüber aus. Sind wir selbst in einer ausgeglichenen, reflektierten Haltung, hören wir respektvoll zu, sprechen aus unserer eigenen Wahrnehmung und suchen nach Lösungen?

Coachingimpuls: Reflektieren Sie regelmäßig, in welcher Haltung Sie sich befinden und nehmen Sie öfters die Rolle eines beobachtenden Dritten ein.

Klare Arbeitsstrukturen im juristischen Berufsalltag

Zunehmende Flexibilität erfordert klare Arbeitsstrukturen. Hierfür sind  Klarheit und Transparenz über die Projekt- und Kanzleiziele, Rollen und  Verantwortungsbereiche sowie die entgegengebrachte Erwartungshaltung  unabdingbar. Wenn jeder weiß, was erreicht werden soll und inwieweit seine eigene Position und Arbeit zum Gesamtziel beiträgt, kann eine effiziente Teamarbeit entstehen. Das Team wird zudem wesentlich durch die Partizipation der einzelnen Teammitglieder im Entscheidungsprozess gestärkt.

Coachingimpuls: Nehmen Sie immer wieder die Vogelperspektive ein.  Beleuchten Sie, inwieweit die eigene Arbeit bzw. die der Teammitglieder zum Gesamtziel beitragen und arbeiten Sie gemeinsam am Prozess. 

Schaffen wir es, die genannten Punkte zu integrieren, ist der Weg hin zu einer gestärkten und effizienten Teamarbeit geebnet. Eine Zusammenarbeit, die intergenerationales Wissen für den Teamerfolg optimal nutzt, dabei unterschiedliche Perspektiven respektiert und dies in gemeinsame Handlungsstrategien einfließen lässt, lebt von der daraus entstehenden Dynamik und nutzt die Chancen diverser Ansichten für das Gehen neuer Wege.

Die juristischen Positionen im BECK Stellenmarkt werden von renommierten und modernen Arbeitgebern aus der Rechtsbranche inseriert. Informiere dich in unseren ausführlichen Online-Profilen über die juristischen Top-Arbeitgeber.

Zu den Stellenanzeigen

Über die Autorin:

Felicitas Kapp
ist selbst Juristin sowie Team und Business Coach für Kanzleien, Unternehmen und High Professionals. Ihre Expertise liegt dabei auf der Förderung menschlichen Potenzials, um nachhaltigen Erfolg zu festigen und die Teamarbeit zu stärken. Dabei liegt ihr die Förderung v.a. junger Anwält:innen am Herzen, um von Beginn an ein festes Fundament für eine erfolgreiche und nachhaltige Karriere aufzubauen. www.felicitaskapp.com

Weitere Linktipps:

Dieser Beitrag ist erstmals im BSM 18/23 erschienen.