Keine Angst vor Konflikten – Was Sie als Führungskraft dafür brauchen und warum es sich lohnt

Konfliktlösung am Arbeitsplatz
von Diane Manz

Niemand spricht gern über Konflikte. Konflikte sind anstrengend, kosten Zeit, verursachen negative Emotionen und meistens wird für mindestens eine der Parteien ein unangenehmer Ausgang befürchtet. Deshalb versuchen wir oft, Konflikte zu ignorieren, kleinzureden oder vor uns herzuschieben. Die negativen Konsequenzen sind vermeintlich offensichtlich, doch auch hier werden die Augen häufig erst aufgemacht, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Dabei kann es deutlich einfacher und erfolgreicher laufen.

Konfliktkosten sind hohe Kosten

Verschiedenen Studien zufolge werden durchschnittlich etwa 15 Prozent der täglichen Arbeitszeit durch Konflikte gebunden. Das sind bei einem Arbeitstag von acht Stunden 72 Minuten. Dadurch entstehen schnell jährliche Konfliktkosten im hohen sechsstelligen Bereich. Der volkswirtschaftliche Schaden beträgt nach Schätzungen des Instituts der deutschen Wirtschaft jährlich bis zu 50 Milliarden Euro. Die Zeit, die von Führungskräften direkt oder indirekt für Konflikte oder Konfliktfolgen aufgewendet wird, wird auf 30 bis 50 Prozent ihrer wöchentlichen Arbeitszeit geschätzt. Zeit und Geld, das man deutlich besser nutzen könnte.

Kompetenzen für erfolgreiches Konfliktmanagement

Die Tendenz, den Umgang mit Konflikten zu vermeiden, entspringt nicht selten dem Gefühl, damit nicht adäquat umgehen zu können. Hier ist es wie mit vielen Führungskompetenzen – niemand wird als perfekte Konfliktmanagerin oder perfekter Konfliktmanager geboren. Auch in diese Rolle wachsen Sie hinein, in dem Sie konsequent an Ihren Auf- und Ausbau dieser Fähigkeiten arbeiten. Auf folgende Kompetenzen sollten Sie dabei besonders achten:

  1. Wertschätzende Kommunikation – Klare und einfühlsame Kommunikation ermöglicht es, Missverständnisse zu vermeiden und Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind.
  2. Empathie – Sich in die Perspektive anderer einfühlen zu können, fördert das Verständnis für deren Bedürfnisse und erleichtert die Suche nach gemeinsamen Interessen.
  3. Aktives Zuhören – Aufmerksames, authentisch interessiertes Zuhören zeigt dem Gegenüber: „Ich nehme Dich ernst, ich gehe auf Dich ein und lasse mich im Moment nicht von anderen Dingen ablenken“. Das schafft Vertrauen und ist die Basis für gute und belastbare Beziehungen.
  4. Flexibilität – Bereit zu sein, andere Sichtweisen anzuerkennen und alternative Lösungswege zu erkunden, ermöglicht es, auf unvorhergesehene Entwicklungen einzugehen und blockierende Situationen aufzulösen.
  5. Selbstreflexion – Hinterfragen des eigenen Verhaltens unterstützt die Entwicklung persönlicher Konfliktlösungsfähigkeiten und verbessert damit zwischenmenschliche Beziehungen.
  6. Stressbewältigung – Angemessener Umgang mit Stress in Konfliktsituationen ermöglicht es, ruhig und rational zu handeln.

Vorteile von gelungenem Konfliktmanagement

Erfolgreicher Umgang mit Konflikten durch Führungskräfte ist ein wesentlicher Faktor für Zufriedenheit, Qualität und Erfolg eines Teams. Die daraus resultierenden Vorteile sind vielfältig: 

1. Sie gestalten Ihre Teamarbeit effektiv.

Führungskräfte mit guten Konfliktmanagement-Kompetenzen können Konflikte frühzeitig erkennen, deeskalieren und gemeinsam mit den Teammitgliedern konstruktive Lösungen erarbeiten. Dadurch werden die Effektivität und Zusammenarbeit im Team gestärkt.

2. Sie motivieren und binden Ihre Mitarbeitenden.

Wenn Führungskräfte Konflikte angemessen lösen, fühlen sich die Mitarbeiter gehört und respektiert. Das schafft ein positives Arbeitsklima, in dem sich die Mitarbeiter wertgeschätzt fühlen und gerne bei der Organisation bleiben.

3. Sie steigern die Produktivität Ihres Teams.

Wenn Führungskräfte proaktiv Konflikte angehen und Lösungsstrategien implementieren, wird die Produktivität gesteigert, da das Team weniger durch Unstimmigkeiten und negative Emotionen belastet wird und damit Zeit und Energie spart. Dadurch wird auch Ihre eigene Produktivität positiv beeinflusst.

4. Sie vermeiden Eskalation.

Konflikte können sich schnell verschärfen und zu einem ernsten Problem werden, wenn sie nicht rechtzeitig und professionell behandelt werden. Führungskräfte, die über gute Konfliktmanagement-Kompetenzen verfügen, können Eskalationen verhindern und damit die Arbeitsatmosphäre stabilisieren.

5. Sie fördern eine positive Unternehmenskultur.

Konfliktlösung ist ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden und positiven Unternehmenskultur. Führungskräfte, die Konflikte proaktiv und respektvoll angehen, setzen ein Vorbild für ihre Mitarbeiter und fördern eine Kultur der offenen Kommunikation und Zusammenarbeit.

Fazit zum Konfliktmanagement

Insgesamt wird deutlich, welchen großen positiven Einfluss gute Konfliktmanagement-Kompetenzen haben und vor allem, wie stark sich deren Anwendung auch auf die Reduzierung zukünftiger Konflikte und das grundsätzliche Konfliktpotential auswirkt. Ob durch entsprechende Seminare, individuelles Einzelcoaching, der Lektüre entsprechender Fachbücher und/oder dem Austausch mit anderen Führungskräften – es lohnt sich also sehr, daran zu arbeiten.

In diesem BECK-Stellenmarkt Interview haben wir Clara Herz zu ihrer Arbeit als Mediatorin im Bereich Konfliktmanagement befragt

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Über die Autorin:

Diane Manz
ist Dipl.-Psychologin und systemischer Business Coach. Als Inhaberin von brandung | coaching & consulting liegt ihr Fokus der Beratung auf den Bereichen Kommunikation, Karriereentwicklung, Führung und Selbstmanagement, insbesondere im Hinblick auf Umgang mit Stress. Mit 17 Jahren Erfahrung im Personalbereich, davon 13 Jahre als Personalleiterin einer internationalen Großkanzlei, ist die Beratung von JuristInnen ein branchenspezifischer Schwerpunkt ihrer Arbeit. www.brandung-consult.com

Dieser Beitrag wurde erstmals in der BSM 19/23 veröffentlicht.

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