Nicht ohne meinen Coach? – Business Coaching im juristischen Umfeld

von Diane Manz

Der Begriff des Coachings hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte sehr stark entwickelt und wurde ständig erweitert. Früher kannten wir ihn vielleicht aus dem Spitzensport oder wenn es um die Beratung von Führungskräften ging. Heutzutage ist Coaching in vielen Branchen für Menschen auf allen Geschäftsebenen als wertvolle Unterstützung zur Erreichung persönlicher und beruflicher Ziele anerkannt und geschätzt.

Coaching in Anspruch nehmen zeigt Selbstverantwortung

Während das Coaching mittlerweile immer mehr für Onboarding oder weiterführende berufliche Herausforderungen bereits mit dem Arbeitsvertrag verhandelt wird, ist es im juristischen Umfeld bisher nur partiell gesellschaftsfähig. Zwar haben viele Kanzleien und Unternehmen einen offiziellen Coaching-Pool, der jedoch meistens erst zum Einsatz kommt, wenn es bereits „brennt“ oder wenn es ausdrücklich von Mitarbeitenden gefordert wird. Häufig besteht die Idee, wer ein Coaching in Anspruch nimmt, demonstriert Unfähigkeit, und wer seine Mitarbeitenden coachen lässt, dem mangelt es an Führungskompetenz; oder, Coaching wird nur angeboten, wenn die Situation irreparabel und es sowieso schon zu spät ist. Hier herrscht offensichtlich die für das juristische Umfeld typische Angst vor, vermeintliche Schwächen zu zeigen. Zum anderen mangelt es schlichtweg an Information und Verständnis dafür, was ein Coaching im beruflichen Bereich alles leisten kann.

Coaching bedeutet Begleitung und Unterstützung bei der Erreichung beruflicher Ziele

Professionelles Business Coaching dient dazu, Mitarbeitende bei der Erreichung Ihrer beruflichen Ziele zu begleiten und zu unterstützen. Es leistet Hilfe zur Selbsthilfe auf Augenhöhe. In diesem Prozess ist die betroffene Person alles andere als schwach oder dumm, sondern braucht Orientierungshilfe. Der Coachee selbst ist die Expertin oder der Experte für die eigene Situation und das eigene Wohlbefinden und verantwortlich für den Prozess und die Ziele. Coaching kann hier je nach Bedarf verschiedene Funktionen übernehmen. Neben der neutralen Unterstützung bei Zielfindung, Klärung und Umsetzung, können Coaches zu Sparringspartnern werden und möglicherweise Verhalten und Gefühle ihrer Coachees besser widerspiegeln als das nähere Umfeld. Manchmal bedarf es einer besonnenen Beratung durch Coaches, weil sie aufgrund ihrer Berufserfahrung einen anderen Blickwinkel auf bestimmte Situationen einnehmen. Schon mit kleinen Trainingseinheiten lassen sich verschiedene Handlungsoptionen erarbeiten. Wofür kann ein Coaching für Anwältinnen und Anwälte nützlich sein?

Wesentliche Punkte sind:

  • Ankommen und den eigenen Platz finden nach dem Start in der Kanzlei bzw. im Unternehmen
  • Erarbeitung von realistischen Zielen für eine erfolgreiche Karriereentwicklung
  • Anpassung der Rollenanforderung z.B. der Übernahme einer Führungsposition oder Vorbereitung auf die Partnerschaft
  • Erleichterung im Rahmen von Umstrukturierungen oder sonstigen Veränderungen der Rahmenbedingungen
  • Entwicklung eines gesunden mitarbeiterorientierten Führungsstils
  • Entwicklung von Führungs- und Problemlösestrategien
  • Optimale Vorbereitung der Elternzeit und erfolgreicher Wiedereinstieg
  • Erfolgreicher Wiedereintritt in den Beruf nach sonstiger längerer Abwesenheit
  • Verbesserung in der Kommunikation und Kooperation mit Vorgesetzten, Mitarbeitenden, Kolleginnen und Kollegen
  • Konfliktmanagement
  • Stressmanagement und Burnout-Prävention

Ein professionelles Business-Coaching kann hier zu nachhaltigen Ergebnissen führen. Es bietet die Möglichkeit, Verhaltensweisen auszuprobieren und zu analysieren. Das Thema ist über einen längeren Zeitraum regelmäßig präsent und neue Denk- und Herangehensweisen können verinnerlicht werden.

Entscheiden Sie selbst über Ihren Coaching-Bedarf!

Im Idealfall würde die Kanzlei bzw. das Unternehmen seine Anwältinnen und Anwälte durch ein Coaching-Angebot zu den angesprochenen Themen unterstützen. Dies ist nicht immer der Fall, z.B. dann nicht, wenn das Vertrauen zum Arbeitgeber zu gering ist, um ein Coaching-Angebot einzufordern. Auch gibt es Themen, deren Bearbeitung besser komplett unabhängig vom Arbeitgeber angegangen werden sollte, z.B. die Überlegung, ob man den Arbeitgeber wechseln möchte. In diesen Fällen lohnt es sich, über ein privates Coaching nachzudenken.

Wie finden Sie den richtigen Coach?

Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen, sich coachen zu lassen, aber noch unschlüssig sind, empfehle ich Ihnen, zuerst einmal Menschen zu befragen, die bereits ein Coaching ausprobiert haben. Es kann außerdem helfen, ein unverbindliches Gespräch mit mehreren Coaches zu führen. Ein Gespräch kann Vertrauen schaffen und bietet die Gelegenheit, sich die Vorgehensweise erklären zu lassen, ein Gefühl für die Person und füreinander zu bekommen und mögliche Bedenken äußern zu können. Seriöse Coaches bieten Ihnen keine vorgefertigten Komplettpakete an, sondern geben Ihnen die Möglichkeit, den Prozess und die Dauer des Coachings selbst nach Ihren eigenen Bedürfnissen flexibel zu gestalten. Ein lösungsorientiertes Coaching kann unter Umständen sehr schnelle Erfolge erzielen. Die Erfahrung zeigt, dass Anwältinnen und Anwälte, die einmal von einem guten Coaching profitiert haben, diese Form der Unterstützung schätzen und bei neuen Herausforderungen gerne noch einmal darauf zurückgreifen.

 

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Über die Autorin:

Diane Manz
ist Dipl.-Psychologin und systemischer Business Coach. Als Inhaberin von brandung | coaching & consulting liegt ihr Fokus der Beratung auf den Bereichen Kommunikation, Karriereentwicklung, Führung und Selbstmanagement, insbesondere im Hinblick auf Umgang mit Stress. Mit 17 Jahren Erfahrung im Personalbereich, davon 13 Jahre als Personalleiterin einer internationalen Großkanzlei, ist die Beratung von JuristInnen ein branchenspezifischer Schwerpunkt ihrer Arbeit. www.brandung-consult.com

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Der Beitrag wurde erstmals in der BSM 14/23 veröffentlicht.

 

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