Verlässlichkeit und Planbarkeit im Rechnungswesen – Jahresabschluss versus Betriebssteuern

von Christian Heidler

Für mich als Unternehmer persönlich, wie auch für jedes mittelständische Unternehmen, darf es zu diesem Punkt keine zwei Meinungen geben. Sie werden sich jetzt den­ken, „Jahresabschluss und Betriebssteuern gehören doch ohnehin zusammen“. Richtig, für viele allerdings erst im Rahmen der Jahresabschlussarbeiten. Für mich gehört dies aber zu einem sehr wichtigen Teil der Finanzbuchhaltung in Echtzeit bzw. dem Rech­nungswesen inkl. der permanenten Abschlussfähigkeit und Ergeb­niskontrolle ab dem ersten Tag des Wirtschaftsjahres.

Mit diesem Thema alle Unternehmerinnen und Unternehmer zu begeistern, wird nicht gelingen – dafür sitzen alte Muster und Verfahrensweisen zu tief und vielleicht sieht der oder die Eine den Zweck derzeit nicht als priorisierte Aufgabe. Das wäre in vie­len Finanzabteilungen verständlich, aber ganz abschreiben sollte man diese Vorstellung im Rahmen des Echtzeit­Rechnungswesens nicht. Oder ist für die Unternehmensführung die permanente finanzielle Last der Unternehmenssteuern eher ein Randthema? Dann muss man sich aber nicht wundern, wenn am Jahresende dicke Überraschungen im Unternehmensergebnis auftauchen und die Planung für die Kreditlinie ggf. ebenfalls in Schieflage gerät.

Rechnungswesen in Echtzeit –  Verlässliche Zahlen jederzeit?

Nun wird man die Steuerentwicklung nicht täglich thematisie­ren, aber in den Monatszahlen sollten die Belastungen, Voraus­zahlungen und Jahresendbelastungen schon aufgegriffen werden, damit diese in die Planung der finanziellen Mittel einfließen können. Wir müssen uns in den Unternehmen vom Dogma des Monatsabschlusses oder Quartalsabschlusses endlich lösen. Ich will die Zahlen meines Unternehmens jetzt und gleich, wenn möglich mit einer sehr großen Verlässlichkeit und Zielgenauigkeit bis zum Jahresende. Gegenstimmen werden sagen: „Naja, woher die Glaskugel nehmen?“ Verständlich, denn Unwägbarkeiten gibt es immer, aber das gehört zum unternehmerischen Risiko. Jedoch wäre es schon schön, verlässliche Zahlen, wie z.B. Forderungen und Verbindlichkeiten, einfließen zu lassen, die sehr gut aus der Historie des Unternehmens der letzten drei bis fünf Jahre mit einem durchschnittlichen Zahlungsverhalten in Tagen bewertet werden können. Oder fehlt Ihnen diese Zahl bei Ihren Kunden oder Lieferanten? Das ist aber nur einer von vielen relevanten Werten. Investitionen, Abschreibungen, Bewertungen, Auftrags­eingang, Preisentwicklungen, Löhne und Gehälter, Zinsen u.v.m. sind ganz sicher auch Bestandteile. Diese können über permanente Dauerbuchungen in Echtzeit oder statistisch eingebunden wer­den. Wir sprechen hier von Steuerbilanzdaten, nicht von schönen Handelsbilanzzahlen.

Diese Werte sind jedoch nur so lange korrekt, wie die Vorjahres­zahlen aus dem Jahresabschluss zur Verfügung stehen. Warum nicht Softwarelösungen nutzen, die Funktionen und Werte über zwei Wirtschaftsjahre zur Verfügung stellen und diese in Echtzeit abgleichen, falls es im Vorjahreszeitraum der Jahresabschlusserstel­lung noch zu Anpassungen kommt? Damit erreichen Sie auch die Anpassung der Unternehmenssteuern im laufenden Jahr.

Technische Grundlagen und Vorteile

Die digitale und automatische Grundlage der permanenten Ab­schlussfähigkeit – damit auch das Thema Echtzeit bei Unterneh­menssteuern angegangen werden kann – ist eine vollintegrierte Softwarelösung ohne Barrieren oder Doppeleingaben. So wird die Echtzeitanbindung an alle Quell­-Daten der Finanzbuchhaltung oder des Rechnungswesens im Unternehmen gewährleistet. Alle Quellen wie Anlagenbuchhaltung, ERP­ oder Produktionssysteme, Lohn und Gehalt, Zahlungssysteme – um nur die wichtigsten zu nennen – müssen permanent als Datenquelle für das Rechnungs­wesen zur Verfügung stehen. Synergien lassen sich hier in beiden Richtungen schaffen. Stellen Sie sich vor, im Angebots­ oder Be­stellprozess stehen die in Echtzeit offenen Posten eines Kunden zur Verfügung – Softwarelösungen im Rechnungswesen inkl. Be­triebssteuern sollten das heute können. Damit lassen sich auch Abhängigkeiten von Zeitplänen oder der Fertigstellung des Jahres­abschlusses für das vergangene Wirtschaftsjahr überwinden. Ein großer Teil der Softwarelösungen im Rechnungswesen kann nicht in die Zukunft skalieren, wenn das laufende Jahr nicht abgeschlos­sen ist. Dabei wären die Vortragswerte keine schlechte Basis für das laufende Geschäftsjahr. Diesem Softwareskill kommt also eine wichtige Aufgabe zu, um Abhängigkeiten bei der Jahresabschluss­erstellung zu eliminieren und Doppelarbeiten zu vermeiden.

Fazit

Schöne neue Welt, finden Sie? Oder nur wieder so eine Vision? Es darf jeder seine Meinung dazu haben, was für sein Unternehmen auf der Prioritätsliste steht. Aber verlässliche, planbare und belast­bare Unternehmenszahlen in Echtzeit sollten nicht vernachlässigt werden, da sie die Grundlage für Entscheidungen und Planungen bilden. Dazu gehören auch die ad­hoc­-Werte aus den Unterneh­menssteuern. Und Softwarelösungen, die das können, gibt es auch.

Über den Autor:

Christian Heidler
ist Vorstand der hmd­software AG.Kontaktdaten: Tel.: 08152/988­200
E­-Mail: info@hmd­software.com