Die Chancen der Digitalisierung nutzen: LL.M. Legal Tech/Rechtsinformatik

von Dr. jur. Bettina Mielke, M. A.

Ein LL.M.-Aufbaustudium mit dem Abschluss Master of Laws stellt für Juristen eine interessante Qualifikationsmöglichkeit dar. Die in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückte Digitalisierung im Rechtswesen macht eine Weiterbildung gerade auf diesem Gebiet besonders attraktiv. Zwar lässt sich die wissenschaftliche Befassung damit in die 1960er Jahre zurückverfolgen, ein erstes Lehrbuch zur Rechtsinformatik verfasste der damals an der Juristischen Fakultät der Universität Regensburg lehrende Datenschutzpionier Wilhelm Steinmüller bereits 1970. Erst in den letzten Jahren hat sich aber (meist unter der Bezeichnung Legal Tech) ein Innovationsfeld entwickelt, das für alle juristischen Tätigkeitsfelder relevant geworden ist.

Dazu wurden neben den bereits länger bestehenden Studiengängen an den Universitäten Hannover und Saarbrücken mehrere Master-Studiengänge an bayerischen Universitäten entwickelt. Den Anfang machte im WS 2020/2021 die Universität Regensburg (LL.M. Legal Tech), 2023 folgten die Universität Passau (LL.M. Rechtsinformatik) und die FAU Erlangen-Nürnberg (LL.M. Recht und Informatik). Die JMU Würzburg bietet den LL.M. Digitalization & Law seit 2022 an.

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Der Studiengang LL.M. Legal Tech an der Universität Regensburg

Der Regensburger Studiengang LL.M. Legal Tech umfasst zwei Semester, für den fünften Jahrgang im Wintersemester 2024/2025 läuft die Anmeldung. Die Veranstaltungen finden als Blockkurse statt (nach einer Einführungswoche jeweils Donnerstag bis Samstag). Der Studiengang deckt die wesentlichen Bereiche einer modernen Rechtsinformatik ab und soll im Folgenden exemplarisch für vergleichbare Studiengänge insbesondere an den bayerischen Universitäten vorgestellt werden.

Inhalte des Studiengangs

Themen des Studiengangs sind eine Einführung in die Schlüsseltechnologien der digitalen Transformation sowie die Grundlagen der Rechtsinformatik einschließlich ihrer ethischen und psychologischen Aspekte. Daneben sind die Bereiche IT- und IP-Recht, Datenschutz, Recht der digitalen Arbeitswelt, Verbraucherschutz, die alternative (digitale) Streitbeilegung wesentlicher Bestandteil des Studiums. Auch Innovationsmethoden wie (Legal) Design Thinking, mit deren Hilfe innovative Rechtsdienstleistungen entwickelt werden können, stehen auf der Agenda. Fähigkeiten in den Bereichen Big Data und Data Science, Information Retrieval sowie Wissensmodellierung/-repräsentation runden den Katalog der vermittelten Qualifikationen ab. Zudem werden Aspekte der Globalisierung und Internationalisierung von Legal Tech diskutiert, wobei ein Schwerpunkt auf der Informationssicherheit und ihrer Bedrohung durch Cyberkriminalität liegt.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz einschließlich der derzeit heiß diskutierten generativen KI wie ChatGPT spielt in dem Studiengang natürlich eine große Rolle. Den Studierenden wird ein vertieftes Verständnis von Potenzialen und Restriktionen der Systeme sowie ihrer rechtlichen Implikationen (etwa durch die KI-Verordnung der EU) vermittelt.

Die Studierenden werden in die Lage versetzt, Legal Tech-Geschäftsmodelle zu entwerfen, Software-Anwendungen zu konzipieren und zu erproben sowie eine Beurteilung von KI-Systemen vorzunehmen. Am Ende des Studiums steht die Masterarbeit als wissenschaftliche Abschlussarbeit. Aufgrund des Engagements der Studierenden und einer intensiven Betreuung durch die Lehrenden gelangen bislang durchweg hochwertige und aktuelle Beiträge.

Die Studieninhalte wurden eigens für den Studiengang entwickelt und greifen neueste Entwicklungen in den jeweiligen Gebieten auf. Auch die technische Infrastruktur an der neu gegründeten Fakultät für Informatik und Data Science der Universität Regensburg steht hierfür zur Verfügung (u.a. Future Interaction Lab, Virtual Reality Studio). Wichtig ist dabei immer die Verzahnung der Digitalisierung im Recht mit dem Recht der Digitalisierung.

Zielgruppen des Studiengangs

Der Studiengang Legal Tech wendet sich an Juristen, die als Rechtsanwälte, Unternehmens-, Verbands- bzw. Behördenvertreter oder in vergleichbaren juristisch geprägten Berufen eine Weiterqualifikation auf dem Gebiet der Digitalisierung und ihrer Auswirkung auf das Rechtswesen suchen. Die Absolventen können praktisch alle Berufs- und Unternehmensfelder besetzen, in denen es um eine bessere softwaretechnische Unterstützung rechtlicher Vorgänge geht, denkbar ist auch die Begleitung von Start Up-Unternehmen. Zugangsvoraussetzung für das Studium ist das Erste Juristische Staatsexamen oder ein sonstiges juristisches Studium im Umfang von wenigstens 240 ECTS.

Fazit

Studiengänge zu Legal Tech bzw. Rechtsinformatik eröffnen glänzende Karrieremöglichkeiten und sind für Juristen, die sich für die Digitalisierung interessieren, eine ideale Weiterbildungsoption. Gerade vor dem Hintergrund des entstehenden europäischen Daten- und Digitalrechts (u.a. Data Act, Digital Services Act, Digital Markets Act, AI Act) dürfte sich dieser Trend sogar noch verstärken.

In einem weiteren Beitrag auf beck-stellenmarkt.de stellen wir Ihnen den LL.M.-Studiengang Digital Business & Tech Law vor. 

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Über die Autorin:

Dr. jur. Bettina Mielke, M. A.
ist Präsidentin des Landgerichts Ingolstadt. Sie hat ein Zweitstudium Informationswissenschaft/Germanistik und forscht und lehrt zur Rechtsinformatik, u.a. im LL.B. Digital Law und LL.M. Legal Tech der Universität Regensburg

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Dieser Beitrag wurde erstmals in der NJW 13/24 veröffentlicht.