Digitale Selbstpräsentation – Do’s & Dont’s für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch per Videochat

von David Schwab

In einem kürzlich veröffentlichen Beitrag mit dem Thema „Aktuelle Auswirkungen von Corona auf das Legal Recruiting: Schockstarre – und dann?“ habe ich bereits darauf hingewiesen, dass viele erste Vorstellungsgespräche inzwischen per Videochat durchgeführt werden und dass die digitale Selbstpräsentation daher nicht unterschätzt werden sollte.

Aufgrund des positiven Feedbacks am Markt hinsichtlich des schnellen und kostensparenden Erstgesprächs ist davon auszugehen, dass auch in der Zukunft verstärkt auf Online-Meetings für das erste Kennenlernen gesetzt wird, bevor in das persönliche Gespräch übergegangen wird. Dieser nun folgende Beitrag soll Ihnen einige praktische Tipps für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch per Videochat an die Hand geben. 

Am Anfang steht das richtige Mindset: Es macht grundsätzlich keinen Unterschied, ob Sie ein persönliches Gespräch oder einen Videochat für ein erstes Kennenlernen durchführen. Das erste Videointerview ist ein offizielles Vorstellungsgespräch – eben nur auf Distanz. Auch hier zählt der erste Eindruck, für den es keine zweite Chance gibt.

Eine Selbstverständlichkeit – neben der dezidierten inhaltlichen Vorbereitung auf die Gesprächspartner und die spezifische Vakanz – daher, dass weiterhin die gleiche Kleidungsordnung gilt wie bei einem persönlichen Vorstellungsgespräch; mithin adäquat abgestimmt auf den spezifischen Dresscode der Kanzlei oder des Unternehmens.

Folgende technische und organisatorische Besonderheiten wären zu beachten.

Der Schlüssel ist das richtige Setup: Vorbereitung ist alles – denn mit der richtigen (technischen und organisatorischen) Vorbereitung steht und fällt der Erfolg des Gesprächs. Das gilt auch hinsichtlich des gekonnten Umgangs mit den Tools, der Video- & Audioqualität.

1. Entscheiden Sie sich für ein Gerät (am besten Tablet oder Laptop) und bereiten Sie alles Notwendige vor. Je größer der Bildschirm und je weniger bewegungsanfällig die Webcam, umso besser. Empfohlen wird, die starre Webcam eines Laptops zu verwenden. Die Kamera eines Handys oder Tablets ginge (bei guter Auflösung) auch –aber dann sollte sichergestellt werden, dass das Gerät in einer Halterung fest positioniert wird, um Bewegungen und Ruckler zu vermeiden.

2. Account-Erstellung: Ihr Gesprächspartner wird Ihnen das Tool (microsoft Teams, Skype, Zoom etc.) nennen und die Zugangsdaten senden. Es macht Sinn, das Tool bereits ein paar Tage zuvor zu installieren, ggf. einen Account (idealerweise mit Klarnamen) anzulegen und sich damit vertraut zu machen. 

Besorgen Sie sich ggf. eine alternative Telefonnummer der Gesprächspartner, falls es unerwartet zu technischen Störungen kommt.

3. Die richtige Umgebung: In dem Gespräch geht es nur um Sie (und Ihr Gegenüber). Legen Sie daher die Basis für eine ruhige und konzentrierte Atmosphäre. Es sollte keinesfalls zu Störungen und Unterbrechungen kommen. Hierzu gehört es auch, Benachrichtigungstöne des Computers auszustellen, sich nicht vom Emailprogramm ablenken zu lassen (pop-ups!) und am besten das Handy auszustellen, um so Interferenzen zu umgehen.

4. Das richtige Bild: Ihr Hintergrund sollte möglichst neutral gewählt sein und nicht zu viele Einblicke in Ihre Privatsphäre bieten.

Sie sollten gut ausgeleuchtet sein – idealerweise gibt es eine frontale Lichtquelle. Achten Sie auf eine gerade Körperhaltung und die richtige Distanz. Oftmals sind Bild und Ton aus etwas mehr Entfernung (als in der Schreib-/Arbeitsposition) sogar besser.

Ganz wichtig an dieser Stelle: Blicken Sie frontal in Ihre Kamera – nicht auf das im Monitor angezeigte Bild Ihres Gegenübers.

5. Testen, testen, testen: Überprüfen Sie Ihr Bild (Google: Webcamtest). Wenn Ihnen der Bildausschnitt gefällt, testen Sie insbesondere die Video- & Audioqualität mit jemandem, der Ihnen ein ehrliches Feedback gibt.

6. Während des Gesprächs sollten Sie auf Ihr Sprechtempo achten. Viele neigen dazu, zu schnell zu reden. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Gerade in einem Videochat sind Gesprächswechsel und Pausen nicht ganz so leicht erkennbar wie im persönlichen Gespräch. Insbesondere bei mehreren zugeschalteten Gesprächspartnern kann das schnell zu Verwirrungen und einem Überschneiden der Gesprächsinhalte führen.

Ein einfacher Tipp: Verlangsamen Sie das Tempo und lassen Sie den anderen erkennbar ausreden. Es wird in der Regel ganz klar adressiert, wenn Fragen an Sie gerichtet oder Sie an der Reihe sind. Unangenehmer als kurze Gesprächspausen sind allemal Situationen, bei denen sich ständig ins Wort gefallen wird.

Machen Sie sich gerne ein paar handschriftliche Notizen. Am Ende des Gesprächs sollten Sie ein paar Stichworte für Fragen Ihrerseits parat haben.

Nutzen Sie dieses Training zur Selbstpräsentation – es lohnt sich: Wer sich jetzt gut digital darstellen kann, der wird erst recht persönlich in den Folgegesprächen überzeugen können! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihr Gespräch.

Über den Autor:

David Schwab
Gründer und Berater bei clients & candidates,
einer führenden hochspezialisierten,
deutschlandweit tätigen Personalberatung für
Juristen (Legal / Tax / Compliance)

www.clientsandcandidates.com

Quelle BECK Stellenmarkt 17/2020 (online-Vorabveröffentlichung)

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