International Sports Law (LL.M.) - Was das internationale Sportrecht interessant und rentabel macht

von Marc Theisen, Jurist des EOC und der ersten Europaspiele in Baku 2015, Inhaber von Theisen Law und Dozent für International Sports Law an der LUNEX University

Ein Fußballstar wie Gareth Bale wechselt für über 100 Mio. Euro den Verein, die Bundesliga verkauft ihre TV-Rechte für 1,1 Mrd. Euro pro Jahr und NIKE erzielt durch Schuhe des Basketball Super-Stars LeBron James einen jährlichen Umsatz von 340 Mio. Dollar.
Die fortschreitende Professionalisierung und Internationalisierung des Sports geht einher mit einer Zunahme an rechtlichen Fragestellungen, die den Alltag im Sport immer mehr prägen. Vor diesem Hintergrund erläutert Marc Theisen, Jurist des EOC und der ersten Europaspiele in Baku 2015, Inhaber von Theisen Law und Dozent für International Sports Law an der LUNEX University, welche Perspektiven sich für Anwälte und Kanzleimitarbeiter durch eine Spezialisierung im internationalen Sportrecht ergeben können.

Herr Theisen, was macht den Sport aus rechtlicher Sicht so interessant?

Theisen:

Sport ist eine vielseitige Materie, ständig in Bewegung und äußerst komplex. Sportler, Sportmanager aber auch Mitarbeiter in Vereinen und Verbänden sind auf die Beratung durch Sportrechtsexperten angewiesen. Bei Verstößen drohen oft empfindliche Strafen und teilweise lange Sperren, die auch das Ende einer sportlichen Karriere bedeuten können. Einige Beispiele: An internationale Veranstaltungen werden stets Regeln geknüpft, die zum Ersten bekannt sein sollten und dann für den jeweiligen Fall auch analysiert werden müssen. So gab es z. B zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ein neues Regelwerk zur Vermarktung der Persönlichkeitsrechte. Seit Januar 2015 existiert der neue Antidoping-Code der WADA, mit einer Anzahl von Auflagen. Im Rahmen der aktuellen Anti-Dopingdiskussion können in naher Zukunft weitere Änderungen auf Sportler weltweit zukommen. Der Court of Arbitration for Sport (CAS) in Lausanne verkündet fast täglich Schiedssprüche,die weitreichende Konsequenzen für den Sportbetrieb haben. Wer im Sportbereich tätig ist, muss sie kennen und natürlich auch erkennen, welche Folgen entsprechende Schiedssprüche haben können.

Wohin gehen die aktuellen Entwicklungen im Internationalen Sportrecht?

Theisen:

Die Entwicklung zeigt sich in einer immer größer werdenden Harmonisierung, an der der EuGH maßgeblich beteiligt ist, aber auch die für die Einhaltung der Menschenrechte zuständige Gerichtsbarkeit in Straßburg sowie der CAS. Harmonisierung ist insbesondere bei sportrechtlichen Sanktionen notwendig, damit nicht bei gleichen Vergehen auf nationaler und internationaler Ebene unterschiedliche Strafmaße Anwendung finden, wie z. B. in den Fällen SSV Wilhelmshafen oder Pechstein. Das Recht auf Gleichbehandlung und Chancengleichheit muss unbedingt gewährleistet werden. Es ist eines der ganz großen Vorhaben für die nächsten Jahre. Vielleicht kommt es eines Tages sogar zu einer den Gesamtsport umgreifenden „lex sportiva“. Einen sicheren Trend abzuleiten, scheint verfrüht, obwohl es eine deutliche Tendenz gibt. Manches, beispielsweise was die Dopingbekämpfung betrifft, deutet darauf hin.

Wie wichtig ist als Rechtsberater im Sportbereich eine internationale Ausrichtung?

Theisen:

Der sportliche Wettkampf lebt von seiner Internationalität, insbesondere im Hochleistungssport. Denken wir an internationale Wettbewerbe wie die Champions League im Fußball, Europa-und Weltmeisterschaften oder vor allem die Olympischen Spiele. Hieran gliedern sich ertragsreiche, kommerzielle Aktivitäten, sei dies von Sponsoren oder Fernsehanstalten, die sich über die Grenzen hinweg entfalten.

Die Globalisierung erfasst auch immer mehr andere Bereiche des Sports. Betrachtet man beispielsweise das Thema Sponsoring, so stellen sich automatisch Fragen nach der finanziellen Teilhabe für die Abtretung des Werberechtes und/oder das Unterlassen konkurrierender Werbung.
Rechtsbeziehungen werden immer komplexer und bewegen sich unausweichlich in einem internationalen Rahmen. Immer spielen dabei Verträge eine wichtige Rolle, die sich dann auf die Veranstaltungen an sich, Sportausrüstung und -kleidung sowie Lizenzen und Zeichen auswirken. Mit „Olympia“ und der „WM 2014“ seien hier nur zwei Markenrechte beispielhaft genannt. Aus all dem ergeben sich kollisionsrechtliche, aber auch international-zivilrechtliche Probleme. Diese Fragestellung zu analysieren und rechtssicher zu beantworten, ist die Aufgabe eines Experten wie dem „Master in International Sports Law“.

Betrifft diese Entwicklung nur den Leistungssport?

Theisen:

Wer in einer Organisation tätig ist, die sich im Hochleistungssport engagiert  oder mit Spitzensportlern zusammenarbeitet, für den sind diese Fachkenntnisse ein Muss. Derartige Rechtsfragen betreffen aber auch zunehmend Verantwortliche in anderen Sportbereichen. Denken wir hier nur daran, dass auch „lokale“ Vereine (Fußball, Handball etc.) schnell von Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes betroffen sein können. Natürlich brauchen auch sie eine rechtssichere Beratung.

In welchen Bereichen können Master-Absolventen beispielsweise arbeiten?

Theisen:

Das Know-how aus einem solchen Studium eignet sich für alle, die im Umfeld des internationalen Sports arbeiten - ob administrativ bei einem Verein oder Verband, in einem öffentlichen Amt (z. B. Sportministerium), im Bereich Kommunikation/Marketing oder bei einem Sponsor.
Anwälte und administrative Mitarbeiter, die mit solchen Einrichtungen zusammenarbeiten (möchten), erschließen sich mit dem Studium neue Zielgruppen. Absolventen eines rechtwissenschaftlichen Studiums bereiten sich mit einem solchen Masterstudium für eine Tätigkeit in der Sportgerichtsbarkeit vor.

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Quelle NJW 45/2016