Vorbereitung auf die schriftliche Steuerberaterprüfung

von Andreas Wellmann, Geschäftsführer der Steuerlehrgänge Dr. Bannas GmbH, Köln

Für die meisten Juristen und Dipl.-Kaufleute sowie für einen Teil der Steuerfachangestellten und Steuerfachwirte, die in einer Steuerberatungsgesellschaft/-kanzlei, in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft oder in der Steuerabteilung eines Unternehmens arbeiten, ist es nach einigen Jahren Berufserfahrung eine Selbstverständlichkeit, die Steuerberaterprüfung „in Angriff zu nehmen“.

Und jeder, der sich schon einmal intensiv mit der Prüfung bzw. der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung auseinandergesetzt hat, wird zustimmen, dass der Ausdruck „in Angriff nehmen“ in diesem Fall wirklich wörtlich zu nehmen ist. Der Schwierigkeitsgrad der Prüfung, die Anstrengungen der Vorbereitung und die Durchfallquoten in der Steuerberaterprüfung sind gefürchtet und sogar schon außerhalb der Branche bekannt.

Die Steuerberaterprüfung

In der schriftlichen Steuerberaterprüfung müssen an drei Tagen jeweils sechsstündige Klausuren bearbeitet werden. Der verlangte Umfang ist gewaltig.
Themen in der schriftlichen Steuerberaterprüfung sind:

  • Ertragsteuerarten
  • Bilanzierung
  • Umsatzsteuer
  • Bewertungsrecht
  • Erbschaftssteuer
  • Verfahrensrecht

Je nach Steuerart oder Thema sind mehrere kleinere Fälle oder ein größerer Fall zu bearbeiten. Gefragt wird nach konkreten Ergebnissen (z. B. „Ermitteln Sie das zu versteuernde Einkommen“) oder nur nach einer allgemeinen Einschätzung der rechtlichen Lage. In allen Fällen gibt es Punkte nicht in erster Linie für die konkrete Beantwortung der Fragestellung, sondern für den rechtlichen Weg von der Ausgangsfrage zum eigentlichen Ergebnis.

Lesen Sie mehr zu den Erfolgskriterien in der Steuerberaterprüfung.

Die mündliche Steuerberaterprüfung findet dann im Winter/Frühjahr statt (je nach Bundesland), die Ergebnisse der schriftlichen Prüfung werden im Dezember oder Januar bekannt gegeben. Die mündliche Prüfung ist eine Gruppenprüfung, 5 Kandidaten und 6 Prüfer.

Jeder Prüfer hält eine Prüfungsrunde, vorher muss jeder Kandidat einen Vortrag zu einem Thema halten. Die 7 Noten (eine aus dem Vortrag und 6 aus den Prüfungsrunden) werden zur Note mündliche Prüfung gemittelt, die wiederum mit der schriftlichen Note zur Gesamtnote gemittelt wird. Die Gesamtnote muss mindestens 4,15 betragen, d. h., wenn man mit einer 3,0 in die mündliche Prüfung geht, reicht eine 5,3 mündlich. Hat man eine 4,5 als Vornote, muss man sich auf 3,8 mündlich verbessern.

Die Fragen zu in der mündlichen Steuerberaterprüfung beschränken sich auf Basiswissen, sind aber zum Teil extrem breit gestreut. Der Prüfungsstil ist logischerweise ein anderer als in der schriftlichen Prüfung. Nach dem Vortrag werden die Kandidaten in sechs Fragerunden in Form kleiner Sachverhalte zu allen Themen befragt, d. h., neben dem reinen Fachwissen spielen in der mündlichen Prüfung rhetorische Fähigkeiten und grundsätzliches Problemlösungsverhalten gegenüber Mandanten eine sehr große Rolle.

Entdecken Sie die passende Literatur zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung:
Schriftliche Steuerberaterprüfung - Bücher zur Vorbereitung

Mündliche Steuerberaterprüfung - Bücher und Gesetze

Wer wird zur Steuerberaterprüfung zugelassen?

Zunächst benötigt man eine Ausbildung. Dies kann eine kaufmännische Ausbildung sein (Steuerfachangestellte, Bürokauffrau/-mann, welche, ist eigentlich egal) oder ein juristisches oder wirtschaftswissenschaftliches Studium (ein fakultätsübergreifendes Studium wie Wirtschaftsingenieur geht auch). Nach der Ausbildung oder dem Studium muss man einige Zeit für mindestens 16 Wochenstunden steuerlich arbeiten. „Steuerlich“ heißt: auf dem Gebiet der deutschen Steuern, wozu auch die Vorbereitung und Erstellung von Jahresabschlüssen (nach HGB oder Steuerrecht) und die Einrichtung und Kontrolle der Buchhaltung zählen. Wie lange man diese praktische Tätigkeit nun ausüben muss, ist abhängig von der Ausbildung.

Lesen Sie mehr zum Thema "Wie man Steuerberater/in wird und wie viele Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt sind".

Wie bereite ich mich am besten auf die Steuerberaterprüfung vor?

Die Prüfung ist zwar letztendlich eine staatliche Prüfung (die Finanzministerien der Bundesländer erstellen diese gemeinsam und bestimmen die Prüfungsausschüsse), eine Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung gibt es aber staatlicherseits nicht.
Es gibt zwar einige Masterstudiengängen mit steuerrechtlichem Schwerpunkt, die wenigsten dieser Studiengänge bereiten aber auch auf die Steuerberaterprüfung vor. Daher ist es den meisten Kandidaten selber überlassen, sich vorzubereiten.

Prüfungsvorbereitung auf das Steuerberaterexamen mit Fernkurs / Literaturstudium

Eine Alternative ist ein Fern- oder Literaturstudium mit zusätzlichem Klausurenfernkurs in der zweiten Vorbereitungshälfte. Ein reines Literaturstudium hat aufgrund der redaktionellen Beschränkungen den Nachteil, dass die zur Verfügung stehende Literatur nicht unbedingt auf dem für die Prüfung notwendigen Rechtsstand ist. Zudem muss der Autodidakt selber selektieren, welcher Sachgebietsstoff für das Steuerberaterexamen relevant sein könnte und dementsprechend die notwendige Fachliteratur für das eigenständige Lernen erwerben.

Aufgrund des Umfangs und der Komplexität der Prüfung ein großer Nachteil, da dies zumeist noch neben dem Job, der einen 40 – 50 Stunden die Woche beansprucht, erledigt werden muss.

Ein Fernkurs hat den Vorteil, dass die Unterlagen speziell für die Prüfungsvorbereitung auf die Steuerberaterprüfung aufbereitet werden und den prüfungsrelevanten Stoff beinhalten und zudem den für die Prüfung notwendigen Rechtsstand haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass einzelne Lehrbriefe in regelmäßigen Abständen zugesendet werden und es hierdurch einen gewissen disziplinierenden, anleitenden Effekt gibt.

In einem abschließenden Klausurenfernkurs erhalten die Teilnehmer wöchentlich Klausuren, haben einige Tage Zeit diese zu lösen und zur Korrektur einzusenden. Zudem erhalten sie neben der individuellen Korrektur der Klausur auch ausführliche Lösungshinweise, die zusammen mit den gesetzlichen Grundlagen das detaillierte Nacharbeiten der Klausuren ermöglichen.

Eine reine Fernkursvorbereitung ist aufgrund des Schwierigkeitsgrads der Prüfung nur für Finanzbeamte zu empfehlen, da diese vorher über einige Jahre eine sehr fundierte steuerliche Ausbildung genossen haben.

Berufsbegleitende Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung

Berufsbegleitende Präsenzkurse beginnen 12 – 18 Monate vor der schriftlichen Prüfung. Die Teilnehmer besuchen wöchentlich einen Präsenzkurs, erhalten dort Skripten und Übungsfälle und müssen von Beginn an den vermittelten Lehrstoff regelmäßig nacharbeiten.

In den ersten Monaten der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung steht aufgrund der durch die praktische Tätigkeit eingeschränkten Betätigungsfelder die Nacharbeit, Wiederholung und Vertiefung des Unterrichtsstoffes im Vordergrund. Nach einigen Monaten beginnt das Klausurentraining, welches i. d. R. in einen längeren Klausurenkurs im August / September vor der Prüfung mündet. Es sollten mindestens 25 – 30 sechsstündige Klausuren geschrieben, nachbesprochen und nachgearbeitet werden.

Steuerberaterprüfung: Vollzeitvorbereitung 

Die traditionelle Form der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung ist die Vollzeitvorbereitung, bei der sich die Teilnehmer, wie der Name schon sagt, in Vollzeit auf die Prüfung vorbereiten.

Im Mittelpunkt steht ein Hauptkurs, der zwischen 8 und 15 Wochen andauert und im Mai oder Juni beginnt. In diesem Fall besuchen die Prüfungskandidaten fünf bzw. sechs Tage die Woche einen Präsenzkurs und beginnen nach drei bis vier Wochen die ersten Übungsklausuren zu schreiben.

Um die optimale Effizienz dieser Vorbereitungsform zu gewährleisten, ist eine tägliche Nacharbeit des vermittelten Lernstoffes unabdingbar. Viele dieser Vollzeitkurse finden in kleineren Orten, abseits jeglicher Ablenkungen, statt. Wichtig bei der Vollzeitausbildung ist eine intensive Vorbereitung auf den Kurs. In der Regel wird der oben beschriebene Fernkurs vorgeschaltet.

Abgeschlossen wird die Vollzeitvorbereitung wie die berufsbegleitende Vorbereitung mit einem Klausurenkurs.

Kombinierte Formen der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung

Ein neueres Vorbereitungskonzept ist die Mischung aus Vollzeit- und berufsbegleitender Vorbereitung. Bei diesen Vorbereitungskursen findet der Unterricht in einigen Vollzeitblöcken statt (i. d. R. vier Wochen über 12 – 15 Monate verteilt) und an jedem zweiten Samstag berufsbegleitend. Dies vermeidet bei starker beruflicher Belastung den Stress über 12 – 16 Monate hinweg jeden Samstag einen Präsenzkurs zu besuchen und den Stoff nacharbeiten zu müssen. Abgeschlossen wird auch diese Vorbereitungsform mit intensivem Klausurentraining.

Kriterien bei der Entscheidung - Welche Alternative für die Vorbereitung zur Steuerberaterprüfung ist die beste für mich?

Aus diesen grundsätzlichen Vorbereitungsarten auf die Steuerberaterprüfung die persönlich Beste zu wählen, geht man im Idealfall strategisch an. Es spielen folgende Faktoren eine Rolle:

  • die finanziellen Möglichkeiten,
  • der Wohnort,
  • die private Situation,
  • die berufliche Situation,
  • der eigene Lerntyp.

Entscheidend sind m. E. die Faktoren Lerntyp und private und berufliche Situation.

Hier können Sie mehr zum Richtigen Lernen für die Steuerberaterprüfung lesen.

Im Idealfall wird die Vorbereitung ausschließlich an den eigenen Erfordernissen, die ungeheure Stofffülle zu erlernen und anschließend auch in Klausurlösungen umzusetzen, gewählt. Eingeschränkt wird die Wahl jedoch durch die Faktoren finanzielle Möglichkeiten und Wohnort.

Die Kosten der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung

Die Vorbereitung auf das Steuerberaterexamen ist teuer. Diese sollte man zwar als Investition verstehen und hier langfristig denken und nicht wegen einiger gesparter Euro den Erfolg aufs Spiel setzen, nichtsdestotrotz müssen die finanziellen Mittel vorhanden sein.

  • Prüfungsgebühren (1000 € + 200 € Zulassungsgebühren),
  • Kosten für Bücher und andere Lernmaterialien: 300– 400 €,
  • Kosten für Vorbereitungskurse: 3500– 6000 €,
  • bei der Vollzeitvorbereitung und beim Masterstudiengang u. U. Kosten für Verdienstausfall und Unterkunft.

Der Wohnort als Entscheidungskriterium für die Vorbereitungsart auf die Steuerberaterprüfung

Im Falle einer Vorbereitung mit Hilfe eines berufsbegleitenden Kurses schränkt der Wohnort u. U. die Möglichkeiten ein. Berufsbegleitende Kurse sind in allen Ballungszentren und nur vereinzelt in Städten unter 150 000 Einwohnern zu finden. Vollzeitkurse gibt es in einigen kleineren Orten sowie in allen Ballungszentren, jedoch nicht in mittelgroßen Städten, in denen es noch eine berufsbegleitende Ausbildung gibt. Studiengänge findet man sowohl in Großstädten als auch in kleineren Orten. Vorlesungen finden aber in der Regel blockweise statt, so dass man nicht unbedingt am Studienort wohnen muss.

Ausschlaggebend für die Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung kann auch die private Situation sein

Im Falle des Selbststudiums/Fernkurses stellt sich die Frage, ob man die Zeit und Ruhe hat, zu Hause sehr viel zu lernen. Besonders beim Training der Übungsklausuren ist Ruhe wichtig. Ist der tägliche „Trubel“ zu Hause doch zu groß, sollte man sich einen ruhigen Platz außerhalb der eigenen vier Wände zum Lernen suchen.

Berufsbegleitender Kurs: Auch hier ist viel Selbststudium notwendig. Hinzu kommt, dass ein Kursbesuch den ganzen Samstag oder zwei Abende die Woche in Anspruch nimmt.

Die Vollzeitausbildung verlangt die uneingeschränkte Aufmerksamkeit über einen Zeitraum von 3 bis 4 Monaten. Die Vorbereitung auf einen Vollzeitkurs lässt sich noch ganz gut zu Hause mit Partner und Kindern und deren Wunsch nach Aufmerksamkeit bewerkstelligen. Der Vollzeitkurs selber sollte ohne Familie stattfinden.

In allen Fällen ist ein verständnisvoller Partner unabdingbar.

Die berufliche Situation - maßgeblicher Punkt für die Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung

Wie hoch ist die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit? Bestehen Arbeitszeiten an einem festen Arbeitsplatz? Ist eine Freistellung im Sommer vor der Prüfung möglich?

Die berufsbegleitende Ausbildung verlangt wöchentliche Kursbesuche und – sehr wichtig – regelmäßiges gleichmäßiges Lernen über einen Zeitraum von 12 bis 14 Monaten. Der Vorteil des Selbststudiums/ Fernkurses ist die zeitliche und örtliche Flexibilität. Der Prüfling kann lernen, wo und wann er möchte (für einige Lernende bestimmt ein Nachteil, Präsenzkurse haben auch eine disziplinierende Komponente).

Die Vollzeitvorbereitung verlangt wiederum einen völligen Verzicht auf berufliche Aktivitäten über einen Zeitraum von 3 bis 4 Monaten. Darüber sollte im Voraus Klarheit bestehen und dies sollte auch wirklich durchgesetzt werden, sonst ist der Misserfolg vorprogrammiert, was im Klartext bedeutet: Verzichten Sie auf die Vollzeitausbildung, wenn Sie sich nicht vollständig aus dem Berufsleben zurückziehen können.

Ein Masterstudiengang wiederum ist nur mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 20 bis 25 Stunden möglich.

 

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Quelle DStR 36/2017