Eine frauengeführte Kanzlei mit besonderer Mandantschaft im Blick

Interview mit Katja Dunkel und Rebecca Richter

Warum haben Sie DUNKEL RICHTER gegründet, und wie verlief der Start als selbstständige Anwältinnen?

Unsere Kanzleigründung entspringt dem Bedürfnis nach Veränderung in einer wenig diversifizierten Jurabranche. Wir wollten eine Plattform schaffen, die nicht nur juristische Dienstleistungen anbietet, sondern auch Solidarität und Gleichberechtigung fördert. Der Start als selbstständige Anwältinnen war eine bewusste Abkehr vom Status quo und eine mutige Entscheidung, die uns ermöglichte, unsere Werte in die Praxis umzusetzen. Seither legen wir den Fokus auf die rechtlichen Belange von Frauen und queeren Menschen.

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Arbeitsrecht | Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR-Stellenmarkt) | Wirtschaftsrecht (allgemein)

Sie haben sich auf Medienrecht, allgemeines Zivilrecht und Diskriminierungsrecht spezialisiert. Wie verknüpfen Sie diese Spezialisierung mit Ihrem Fokus auf Frauen und LGBTQIA-Menschen?

Unsere Ursprünge im Medienrecht führten zur Spezialisierung, insbesondere in der Filmbranche, wo wir für faire Bezahlung und Vertragsverhandlungen eintreten. Zudem decken wir zivilrechtliche Aspekte von Diskriminierung und Hate Speech ab, die unsere Zielgruppe oft betrifft. Diese Überschneidung bietet uns eine breite Basis und ermöglicht eine ganzheitliche Unterstützung. Durch unsere Spezialisierung können wir als Anwältinnen aktiv zur Sichtbarkeit und Gleichstellung beitragen.

Geht mit Ihrer Spezialisierung auf Frauen und LGBTQIA-Menschen eine Exklusivität einher? Beraten Sie auch heterosexuelle Cis-Männer?

Wir verstehen uns als Safer Space für Frauen und queere Menschen. Wenn ein weißer heterosexueller Cis-Mann zu uns kommt, prüfen wir das Anliegen auf Vereinbarkeit mit unseren Werten. Bei Kapazitätsgrenzen priorisieren wir jedoch diskriminierte Personen, um ihnen Gehör und Zugang zum Recht zu verschaffen. Unsere Exklusivität liegt in der bewussten Ausrichtung auf eine Fokusgruppe, während wir dennoch offen für Anliegen anderer sind, die mit unseren Werten vereinbar sind.

Was macht Ihrer Ansicht nach eine gute Anwältin oder einen guten Anwalt aus?

Eine gute Anwältin oder ein guter Anwalt zeichnet sich durch Empathie, Lösungsorientiertheit und der Fähigkeit aus, mit Menschen umzugehen. Ergebnisorientiertes Arbeiten, ohne die emotionale Distanz zu verlieren, ist entscheidend. Wir setzen uns für die Belange unserer Mandantinnen ein und zeigen, dass Anwältinnen nicht nur nach dem Motto handeln sollten: „Anwält*innen bekommen immer ihr Geld.“ Eine gute Anwältin bringt nicht nur juristisches Fachwissen, sondern auch ein starkes soziales Engagement mit.

Sie beschreiben Ihre Kanzlei als „Gegenentwurf zum Status Quo“. Was unterscheidet Sie konkret von traditionellen Kanzleien?

Unsere Kanzlei ist nahbar, unkonventionell und offen für Neues. Wir teilen aktiv unsere Werte auf Social Media, bieten flexibles Arbeiten und denken über den reinen Anwaltsberuf hinaus. Wir bieten Workshops und andere ganzheitliche Angebote an. Unser Ziel ist es, starre Konzepte aufzubrechen und Freiraum für innovative Ideen zu schaffen. Diese Herangehensweise unterscheidet uns von traditionellen Kanzleien und eröffnet neue Perspektiven für Jurist*innen, die eine moderne und inklusive Arbeitsumgebung suchen.

Wie gestaltete sich der Anfang Ihrer Kanzlei, und welche „Must-haves“ sind bei der Kanzleigründung essenziell?

Die Kanzleigründung war eine spannende Reise. Unsere „Must-haves“ waren ein Laptop, ein überzeugender Internetauftritt und bewusste Ziele, mehr ist am Anfang nicht von Nöten. Die Flexibilität unserer Arbeitsweise und klare Kommunikation sind entscheidend. Infrastrukturelle Bedürfnisse stiegen erst mit wachsender Mandatsanzahl. Unser Fokus liegt darauf, nahbar zu sein und auf überflüssige Statussymbole zu verzichten. Der Anfang unserer Kanzlei war geprägt von einem pragmatischen Ansatz, der darauf abzielte, juristische Dienstleistungen effizient und zielgerichtet anzubieten.

Welchen Rat haben Sie für Jurist*innen, die sich selbstständig machen möchten?

Zögern Sie nicht, sondern wagen Sie den Schritt. Testen Sie Ihre Ideen und lassen Sie sich nicht von Unsicherheiten bremsen. Suchen Sie Unterstützung und bleiben Sie im Austausch für neue Ideen. Frauen neigen oft dazu, vorsichtiger zu sein. Das birgt zwar auch einen Vorteil, bremst aber bei dem Schritt zu gründen, oft aus. Suchen Sie Gleichgesinnte und setzen Sie Ihre Vorhaben konsequent um, denn Netzwerken und Zusammenarbeit sind der Schlüssel zum Erfolg.

Wie gestalten Sie die Mandatsakquise, und welches Feedback haben Sie seit der Kanzleigründung erhalten?

Unsere Mandatsakquise erfolgt hauptsächlich über Instagram, wo wir aktiv am Diskurs teilnehmen, und durch Empfehlungen. Durch die Vernetzung über Social Media und mit vielen politisch Gleichgesinnten schaffen wir eine vertrauensvolle Basis. Das Feedback zu unserer Kanzlei war dabei wirklich zahlreich, von dankbaren Nachrichten bis zu Zeitungsartikeln. Unsere Präsenz schafft Raum für queere Themen und gesellschaftliche Herausforderungen. Dieses positive Feedback bestärkt uns in unserer Mission, eine moderne, inklusive und zukunftsweisende Kanzlei zu etablieren.

Mit dieser Basis setzen wir unsere Reise fort, suchen weitere Unterstützerinnen und Partnerinnen und laden Menschen mit gleichen Visionen ein, sich uns anzuschließen. Wir freuen uns, wenn unsere Kanzlei als konkretes Beispiel gilt, wie man den Zugang zum Recht verbessert.

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Über die Interviewpartnerinnen:

Katja Dunkel Dunkel, LL.M.,
ist Rechtsanwältin und konzentriert sich aufs Urheber- und Filmrecht. Sie setzt sich hier insbesondere für Diskriminierungsfreiheit ein.

Rebecca Richter,
ist Rechtsanwältin im Bereich Medien- und Urheberrecht und hat ihren Schwerpunkt im Bereich Presse- und Äußerungsrecht, insbesondere in Fällen von sexualisierter Gewalt und #MeToo.

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Der Beitrag wurde erstmals in der JuS 04/24 veröffentlicht.