Juristisches Spezialwissen – Die Wahl des richtigen Fachanwaltslehrgangs

Lehrgang Workshop Fachanwalt
von Alexander Schlotterbeck

Ob als Berufsanfänger oder nach längerer Tätigkeit in einer Kanzlei – einen fachlichen Schwerpunkt in Ihrer juristischen Arbeit zu legen, bringt an jedem Punkt der Karriere echte Vorteile. Juristen mit ausgewiesener Expertise stehen den Mandanten mit Spezialwissen zur Seite. Sie sind in Rechtsabteilungen von Unternehmen oder exklusiven Kanzleien ebenso gefragt wie in der öffentlichen Verwaltung oder bei Verbänden. Entsprechend winkt mit dem Zusatzwissen ein höheres Einkommen.

Rechtlicher Rahmen und Voraussetzungen für den Fachanwaltstitel

Den Titel „Fachanwalt“ dürfen – so die Bundesrechtsanwaltsordnung – Anwälte tragen, die sich besondere Kenntnisse und praktische Erfahrungen in einem Rechtsgebiet angeeignet haben. Der Nachweis der theoretischen Kenntnisse setzt die Teilnahme an einem entsprechenden Fachanwaltslehrgang von mindestens 120 Zeitstunden voraus (§ 4 FAO). Zwar ist alternativ nach § 4 Abs. 3 FAO der Nachweis von „außerhalb eines Lehrgangs“ erworbenen theoretischen Kenntnissen zulässig, dies wird in der Regel aber viel aufwendiger sein als der Besuch eines Fachanwaltslehrgangs. Ein Lehrgang umfasst mindestens drei schriftliche Leistungskontrollen (§ 4a FAO); für ein abschließendes Zeugnis ist zudem in der Regel ein Fachgespräch mit einer Dauer von 45 bis 60 Minuten zu führen (§ 7 FAO). Der Fachausschuss kann übrigens auf dieses Gespräch verzichten, wenn sich bereits aus den vorgelegten Unterlagen die geforderten juristischen Kenntnisse ergeben.

Die Qual der Wahl bei den Fachanwaltslehrgang-Anbietern

Wenn erst einmal die Entscheidung auf eine der aktuell 24 verfügbaren Fachanwaltschaften gefallen ist und das richtige Rechtsgebiet gefunden ist, wartet nun die Herausforderung, aus dem Meer an Angeboten den passenden Anbieter zu fischen. Bei der Auswahl des Fachanwaltskurses sollten Sie folgende Aspekte berücksichtigen, damit eine erfolgreiche Lernerfahrung garantiert ist:

Fachanwaltslehrgang: Virtuelle oder analoge Kursangebote

Als allererstes geht es darum, welche Unterrichtsart Sie bevorzugen. Seit den letzten Jahren werden bei Fachanwaltslehrgängen neben Präsenz- oft auch Online-Kurse angeboten. Online-Kurse sind bequem und bieten Flexibilität – immerhin können Sie im eigenen Tempo lernen und sparen sich lästige Reise- und Hotelkosten. Vielleicht gehören Sie aber zu den Menschen, die viel Wert auf persönliches Miteinander und Kontaktpflege legen – das sind ganz klar die Vorteile des Präsenzunterrichts.

Klasse oder Masse – Die richtige Teilnehmerzahl

Übrigens spielt auch die maximale Anzahl der Kursteilnehmenden eine Rolle. Eine überschaubare Teilnehmerzahl kommt Ihnen entgegen, wenn Sie gerne die Gelegenheit zum intensiveren Austausch mit den Lehrkräften nutzen. Das ermöglicht außerdem offene Diskussionen, mehr Gelegenheiten für Fragen und bestenfalls ein tieferes Verständnis des Lehrstoffs. Eng mit der Anzahl der Teilnehmenden ist auch die Kursgarantie verknüpft: Meistens sind Fachanwaltskurse an eine Mindestteilnehmerzahl gebunden, damit sie stattfinden können. Am besten erkundigen Sie sich im Vorfeld bereits nach der Kursgarantie bzw. Mindestteilnehmerzahl. Die Garantie ist praktisch, wenn Sie keine Zeit verlieren und die Kursteilnahme fest einplanen möchten. Je nach Programm dauern die Lehrgänge bis zu sechs Monate.

Kompetenz der Lehrkräfte – Entscheidend für den Kurserfolg des Fachanwaltslehrgangs

Anschließend sollten Sie einen Blick auf Fachwissen und Qualifikation der Dozenten werfen: Zwar ist davon auszugehen, dass das Lehrpersonal über die erforderlichen juristischen Kenntnisse zur Vermittlung des Stoffes verfügt. Allerdings sagt dies leider nicht viel über deren pädagogische Kompetenzen aus. Sie wollen vor Kursantritt etwas darüber erfahren? Gar nicht so einfach! Gelegentlich hilft dann etwas Recherche: Haben die Dozenten bereits Bücher zum Thema verfasst? Vielleicht handelt es sich auch um Richter, die auf lange Berufserfahrung zurückblicken und diese weitergeben können. Hilfreich sind auch Empfehlungen von Kollegen, die schon eine Weiterbildung absolviert haben. Wenn Sie zusätzliche Kursmaterialien oder Lehrpläne einsehen können, ist das natürlich erst recht hilfreich.

Lohnende Investition in den Fachanwalt? – Alles hat seinen Preis

Auch die Kosten dürften für die meisten Weiterbildungswilligen ein wichtiger Faktor sein: Die Investition in ein hochwertiges und umfassendes Fachanwaltsprogramm kann richtig teuer sein. Andererseits sollten die langfristigen Vorteile einer guten Lernerfahrung und einer effektiven Vorbereitung auf die Fachanwaltsprüfung absoluten Vorrang vor Kostenüberlegungen haben. Zum Glück bieten etliche Lehrgangsanbieter zumindest Berufsneulingen flexible Zahlungsmöglichkeiten oder Rabatte an.

Gerüstet für die berufliche Zukunft mit juristischer Expertise

So oder so ist die Wahl des idealen Fachanwaltskurses ein entscheidender Schritt in Ihrer juristischen Karriere. Anhand der geschilderten Überlegungen sollten Sie eine fundierte Entscheidung treffen können. Dann landen Sie hoffentlich in einem Kurs, der gut zu Ihnen und Ihren Vorstellungen passt und Ihnen die notwendigen Rechtskenntnisse und Fähigkeiten vermittelt. Damit sind Sie bestens vorbereitet – und werden in Ihrem juristischen Fachgebiet später beste Leistungen erbringen. Und übrigens: Nach einem absolvierten Fachanwaltskurs können Sie sich noch weitere Expertise zulegen. Erlaubt sind derzeit insgesamt drei Fachanwaltstitel (§ 43c Abs. 1 BRAO).
 

Erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Fachanwaltstitel:

Informieren Sie sich über verschiedene Fachanwaltslehrgänge und heben Sie sich von der Masse ab:

Zu den Fachanwaltslehrgängen

 

Entdecken Sie attraktive Stellenausschreibungen für Juristinnen und Juristen auf beck-stellenmarkt.de. Jetzt schnell und einfach für Ihren Traum-Job bewerben!

Zu den Jobs für Juristinnen und Juristen

Die juristischen Positionen im BECK Stellenmarkt werden von renommierten Arbeitgebern aus der Rechtsbranche inseriert. Informieren Sie sich in unseren ausführlichen Online-Profilen über die juristischen Top-Arbeitgeber.

Zu den Arbeitgeberprofilen

 

Über den Autoren:

Alexander Schlotterbeck
ist seit 2004 als Rechtsanwalt tätig und Betreiber des Informationsportals www.fachanwaltslehrgang.de

Besuchen Sie auch die Social-Media-Kanäle von C.H.BECK. Sie finden uns auf:

Der Beitrag ist erstmals in der NJW 35/23 erschienen.