Der Soldan Moot Court

von Dominik Schommer

Dominik Schommer, Referendar am Kammergericht und ehemaliger Student der Freien Universität Berlin, über seine Erlebnisse und Erfahrungen rund um den Soldan Moot Court.

Die Vorbereitungsphase

Begonnen hat der Soldan Moot Court für mich mit einem Auswahlgespräch mit einem Professor meiner Universität, welcher unsere Moot-Court-Gruppe betreute. Das Gespräch verlief angenehm und dauerte auch nicht allzu lange. Offenbar konnte ich überzeugen, denn ich wurde Teil des Teams. Anschließend sprachen wir über den Sachverhalt des Falls und ich lernte die drei anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Freien Universität Berlin kennen.

In den nächsten Tagen begannen wir damit, uns mit dem Akteninhalt auseinanderzusetzen und arbeiteten die Rechtsprobleme heraus. Das kostete viel Recherchearbeit. Um schneller voranzukommen, teilten wir uns in zwei Teams auf. Ein Team war zuständig für die Klageschrift, das andere für die Klageerwiderung. Ich war dabei auf der Beklagtenseite. Allerdings arbeiteten wir teilweise auch wieder zusammen und tauschten uns gegenseitig aus, wenn wir beispielsweise bei einem Problem nicht weiterwussten. Der Professor stand uns dabei unterstützend und beratend zur Seite und gab uns hin und wieder ein paar Hinweise.

Nachdem wir die Klageschrift eingereicht hatten, bekamen wir unsererseits eine Klageschrift eines Teams einer anderen Universität. Auf diese Klageschrift hin verfassten wir wiederum gemeinsam die Klageerwiderung. Dabei bezogen wir uns nicht nur auf den Akteninhalt, sondern nahmen auch argumentativ Bezug auf die Klageschrift. Nicht zu verachten war dabei der Aufwand zur richtigen Formatierung und für den korrekten Aufbau der Schriftsätze, wofür man – wie immer – ausreichend Zeit einplanen sollte.

Nach der Abgabe der Klageerwiderung begannen wir mit den Vorbereitungen für die mündlichen Verhandlungen. Bei den Verhandlungen sollten wir in Zweierteams (eine Klägerseite und eine Beklagtenseite) zu jeweils zwei Verhandlungen antreten. Besonders lehrreich sind dabei die Probe-Pleadings in verschiedenen Anwaltskanzleien. Dazu gehörten Hengeler Mueller, GÖRG Partnerschaft von Rechtsanwälten, Schrade & Partner, Gleiss Lutz und Neef Legal Rechtsanwälte. Dabei wird die Verhandlung für den „Ernstfall“ realitätsnah simuliert. Die Anwälte berieten uns dabei, erzählten uns Anekdoten aus ihrer Berufserfahrung und gaben uns hilfreiche Tipps mit auf den Weg.

Die mündlichen Gerichtsverhandlungen

Nach den Vorbereitungen fuhren wir gemeinsam mit dem Zug nach Hannover. Dort fand der Soldan Moot Court an der Leibniz Universität statt. Nach einem Vorstellungsabend in geselliger Runde wurden am nächsten Tag die simulierten Gerichtsverhandlungen eröffnet. Die Verhandlungen dauerten jeweils etwa 20 Minuten und wurden von Richterinnen und Richter des Amts- und Landgerichts von Hannover geleitet.

Währenddessen wurden wir von einer Jury sowie den weiteren Teammitgliedern beobachtet. Nach der Vorrunde mit jeweils zwei Verhandlungen pro Zweierteam kamen die „Ko-Runden“ mit den besten acht Teams. Die beiden Halbfinals und das Finale wurden am nächsten Tag ausgetragen und von den restlichen Teams mitverfolgt.

Es war dabei sehr interessant und lehrreich, die Taktik und Argumentation der anderen Teams zu hören und auch ihr Verhalten während der Verhandlung zu beobachten. Ich konnte dabei feststellen, dass die richtige Mischung aus auswendig gelerntem und freiem Vortrag sowie die flexible und spontane Erwiderung auf die Argumente der Gegenseite der Schlüssel zum Erfolg war.

Wichtig war meines Erachtens außerdem, nicht zu verkrampft zu wirken und keinen Text vorzulesen oder monoton vorzutragen. Gerade die Einwände, die „aus dem Bauch heraus“ getroffen wurden, erwiesen sich zumeist als kreativ und besonders schlagfertig.

Ich habe während dem Soldan Moot Court den Spaß am Verhandeln für mich entdeckt. Bei einer Gerichtsverhandlung geht es in aller Regel nicht um lange, auswendig gelernte oder abgelesene Vorträge der Parteien, sondern um besonderes Verhandlungsgeschick und Freude am Argumentieren.

Letztendlich soll der Soldan Moot Court eben vor allem Spaß machen und eine Gerichtsverhandlung simulieren, bei welchen es in aller Regel nicht zu langen auswendig gelernten oder abgelesenen Vorträgen der Parteien kommt.

Auszeichnung für die beste Klageerwiderung

Nach der Verkündung des Gewinners der Soldan Moot Courts wurden auch die beste Klageschrift und Klageerwiderung ausgezeichnet. Mein Team belegte dabei den ersten Platz für die beste Klageerwiderung. Dabei gewannen wir mehreren Sachpreisen und Karten zu einer juristischen Veranstaltung, bei welcher wir am Tisch mit dem Generalbundesanwalt a.D. Kay Nehm sitzen durften. Außerdem wurden wir zum kommenden Deutschen Anwaltstag eingeladen.

Es lohnt sich also, sich bereits im Vorfeld des Moot Courts viel Mühe zu geben! Der Soldan Moot Court fand nach der Siegerehrung und der Vergabe der Auszeichnungen mit einem guten Abendessen mit anschließendem Beisammensein mit Musik einen schönen Ausklang.

Fazit

Die Teilnahme am Moot Court war definitiv eine gute und bereichernde Erfahrung, die ich nur jedem ans Herz legen kann. Dabei haben mir insbesondere die Verhandlungen mit den gleichgesinnten Studierenden viel Freude bereitet. Mein Moot-Court-Team und ich haben außerdem den Verein Soldan Moot Club FU Berlin e.V. gegründet, der die kommenden Teams und „Mooties“ bei der Organisation sowie bei den Probe-Pleadings unterstützt und Kontakte zu Kanzleien herstellt. Darüber hinaus stehen wir ihnen als Mentoren beratend zur Seite.

 

Über den Autor:

Dominik Schommer
Referendar am Kammergericht Berlin
ehemaliger Student der FU Berlin

 

 

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