Erfahrungsbericht zum LL.M. Studium in Zeiten der Corona-Pandemie

von Dr. Elisabeth Rudolf-Sipötz und Mihail Dishev

Lieber Herr Dishev, der Erwerb des LL.M. ist für viele Juristen ein erstrebenswertes Ziel. Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr dazu geführt, dass einige Bewerber das Studium an ihrer Wunsch Law School aufgrund von Einreisebeschränkungen nicht antreten konnten. Sie studieren nun in Schottland an der Universität Edinburgh. Hatte die aktuelle Situation einen Einfluss auf Ihre Hochschulwahl?

Auf meine Hochschulwahl selbst hatte die Pandemie keinen Einfluss, da ich mich noch im Januar 2020 beworben hatte, als “Covid-19” noch als eine Schlagzeile in Bezug auf die prekäre Gesundheitssituation in China bekannt war. Allerdings ergaben sich viele Unsicherheiten, als mir Ende März ein Studienplatz angeboten wurde. Zum Beispiel wusste man noch nicht, ob die Vorlesungen nur online stattfinden und ob es überhaupt Flüge nach Edinburgh geben würde.

Was war die größte Hürde, die Sie in der Vorbereitungszeit auf den LL.M. überwinden mussten?

Zum einen bereiteten die angesprochenen Unsicherheiten seriöse Umstände, insbesondere was den Umzug in die neue Stadt anbelangte. Zum anderen stellte die Finanzierung der Studiengebühren ein weiteres Hindernis dar, das ich rechtzeitig überwinden musste. Erfreulicherweise konnte ich dabei das Angebot des LL.M.-Bildungsfonds der BrainCapital GmbH in Anspruch nehmen, deren MitarbeiterInnen mit mir umgehend nach meiner Bewerbung in Kontakt getreten sind, um die einzelnen Vertragsbedingungen zu klären und eine alsbaldige Gewährung der Studienfinanzierung zu ermöglichen. Dank BrainCapital konnte ich mich völlig auf die Vorbereitung meines bevorstehen den Studiums fokussieren, ohne an die finanzielle Belastung denken zu müssen.

Was ist das Besondere an Ihrem Studium an der University of Edinburgh?

Das LL.M.-Programm, wofür ich mich entschieden habe, legt den Fokus auf das Rechtsgebiet des geistigen Eigentums. Daher habe ich mich intensiver mit den Rechtsgebieten des (britischen und europäischen) Urheber-, Patent- und Markenrechts auseinandergesetzt. Ferner schreibt man keine Klausuren, sondern ausschließlich Essays, die einem mehr Zeit und Raum für eigene Recherche und kritische Rechtsanalyse gestatten. Zudem sind alle ProfessorInnen und DozentInnen sehr erfahren. Sie haben insbesondere auf ständige Kommunikation zwischen ihnen und den Studierenden bestanden, so dass man sie jederzeit per E-Mail ansprechen und im Rahmen ihrer Office Hours auf Microsoft Teams anrufen konnte.

„Wie funktioniert der LL.M. Bildungsfonds“
Der LL.M. Bildungsfonds finanziert Kosten des Studiums. Im Gegenzug verpflichten sich die Geförderten nach Graduierung für 10 Jahre zu einkommensabhängigen Rückzahlungen. Während des Studiums sind keine Zahlungen fällig. Im Gegensatz zum Kredit liegt hier keine fixe Belastung vor. Der Absolvent wird im Rahmen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit belastet. Sollte das jährliche Einkommen unter € 30.000 sinken, entfällt die Zahlungspflicht in dem betreffenden Jahr und die Rückzahlung wird gestundet (z.B. während des Referendariats, der Elternzeit). Zusätzlich sind Höchstgrenzen für die jährliche Zahlung als auch für die Gesamtzahlung festgelegt.

Wie haben Sie das Studium in der Corona-Pandemie erlebt?

Wurde der Unterricht komplett auf Online umgestellt? Die Universität Edinburgh hat ein sogenanntes Hybrid-Modell entwickelt. Im ersten Semester fanden manche Vorlesungen vor Ort statt, andere aber online. Dies hing von dem jeweiligen Kurs ab, insbesondere von der Anzahl der Studierenden, die zu dem Zeitpunkt in Edinburgh gelebt haben. Von Anfang Januar bis April durften jedoch in den Universitäten keine Präsenzveranstaltungen stattfinden. Seit Ende April sind aber die Maßnahmen wesentlich gelockert worden. Man kann sich daher beispielsweise mit seinen BetreuerInnen für die Masterarbeit auch persönlich im Fakultätsgebäude treffen.

Wie gestaltete sich das Leben außerhalb des Campus? Was waren Ihre Erfahrungen?

Bis Ende Dezember durfte man sich mit anderen Personen treffen. Gastronomische und kulturelle Einrichtungen mussten zwar früher schließen, dies hat jedoch meinen KommilitonInnen und mir keine Schwierigkeiten bereitet, da wir glücklich waren, unsere Zeit in der neuen Stadt auch unter solchen Umständen zusammen verbringen zu können. Die strengen Maßnahmen bis Ende April haben uns ferner die Möglichkeit gegeben, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Seit Ende April kann man wieder Restaurants und Pubs besuchen, sodass ich derzeit dieses „Gesicht“ von Schottland näher kennenlernen kann.

Gibt es etwas, was Ihnen während des LL.M.- Studiums besonders in Erinnerung geblieben ist?

Meine Teilnahme an der Oxford Intellectual Property Moot Competition gilt auf jeden Fall als die schönste Erinnerung aus der LL.M.-Zeit. Im Zeitraum von September 2020 bis März 2021 haben zwei Kommilitoninnen von mir und ich die University of Edinburgh repräsentiert, indem wir zwei Klageschriftsätze abgegeben und dann in den mündlichen Runden mit TeilnehmerInnen aus anderen Universitäten debattiert haben. Diese Erfahrung war bestimmt einmalig und hat mir zu vielen neuen fachspezifischen Kenntnissen und rhetorischen Fähigkeiten verholfen.

Ihr Studium neigt sich dem Ende zu. Im Nachhinein betrachtet, alles richtig gemacht oder haben Sie spezielle Tipps für LL.M. Interessenten?

Meine persönliche Meinung ist, dass die LL.M.-Zeit einem die perfekte Möglichkeit bietet, sich einen weiteren Blick ins akademische Leben zu verschaffen und hierdurch wertvolle Kenntnisse zu sammeln, die man später in die Praxis umsetzen kann. Den Tipp, den ich LL.M.-Interessenten gern geben würde, ist, sich vor der Auswahl der Hochschule ausführlich über die jeweiligen Programme zu informieren, die die Universitäten anbieten. Denn oft ist der Fall, dass das Programm nicht den eigenen Erwartungen oder Vorstellungen entspricht. Zum Glück bin ich bislang mit dem Verlauf meines Programms sehr zufrieden, was aber genau darauf zurückzuführen ist, dass ich mir vor dem Bewerbungsprozess die Frage gestellt habe, was und wo ich studieren möchte. Weiterhin würde ich allen LL.M.-Interessenten raten, keine Angst vor dem Neuen und Unbekannten zu haben. Genau darin besteht der Charme des LL.M.-Studiums.

Ihnen herzlichen Dank! Noch eine gute Zeit, viel Erfolg und alles Gute für Ihre berufliche und persönliche Zukunft.

 

Über die Autoren:

Dr. Elisabeth Rudolf-Sipötz
Geschäftsführerin der Brain Capital GmbH

Mihail Dishev
seit September 2020 im LL.M.-Studium an der University of Edinburgh