Mit Jura kann man alles machen – Doch wie finde ich bloß den richtigen Job für mich?

Berufswahl Studentin
von Dr. Dominik Herzog

Mit Jura kann man alles machen. Doch was ist dieses „Alles“? Und was will ich überhaupt machen? Jede*r Jurastudierende steht als Diplom- oder Volljurist*in früher oder später vor der Frage „Wie finde ich bloß den richtigen Job für mich?“ Und in der Tat kann man als Berufseinsteiger*in im Rechtsmarkt schnell die Orientierung verlieren. Kaum ein anderer Studiengang ermöglicht so viele verschiedene berufliche Karrierewege wie der der Rechtswissenschaften. Doch wer sich früh genug mit den richtigen Fragen beschäftigt, findet sicher die passende juristische Berufung unter all den Berufsmöglichkeiten.

Finde den Bezug zur Realität des juristischen Arbeitsmarktes

Die heutigen Bewerber*innen wissen oft nicht, was sie realistisch gesehen vom juristischen Arbeitsmarkt erwarten können. Klar – am besten ist alles: Das Gehalt einer Großkanzlei verbunden mit Arbeitszeiten des Staatsdienstes inklusive der Eigenverantwortung der Selbstständigen aber ohne das unternehmerische Risiko. Grundsätzlich sollte im Homeoffice gearbeitet werden und wenn vor Ort, dann nur mit Haustier. Obendrein darf es, neben der Freizeit am Abend und den Wochenenden, ein kostenloses Fitnessstudio sowie die BahnCard100 sein. Dies entspricht jedoch (leider) nicht der Realität des juristischen Arbeitsmarktes. Jeder Berufszweig bringt nun mal seine eigenen Vor- und Nachteile mit sich. Unter dem Strich kommt es entscheidend darauf an, was einem wirklich wichtig ist. Ist es das Leben in einer Großkanzlei mit hohem Gehalt und DAX-Mandaten? Oder ist es die Karriere im Konzern als Unternehmensjurist*in? Sieht man sich selbst eher als kreative*n, unternehmerische*n Freiberufler*in mit viel Eigenverantwortung oder zieht einen die Sicherheit des Staatsdienstes an? Sich ehrliche Fragen zu stellen, hilft einem enorm dabei, seinen Platz im Jura-Universum zu finden.

Definiere die Arbeitsgruppe

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Arbeitsrecht | Banking / Finance | Gesellschaftsrecht | Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR-Stellenmarkt)

Um den richtigen Platz im juristischen Berufsleben zu finden, hilft es, wenn man sich glasklar darüber ist, mit welchen Menschen man später arbeiten möchte. Das Klischee „Jura ist trocken“ ist so falsch wie es weit verbreitet ist. Als Jurist*in beschäftigt man sich immer mit den Rechtsproblemen konkreter Sachverhalte aus dem Leben echter Menschen. In manchen Berufszweigen ist es eher die Arbeit mit anderen Jurist*innen während es auch möglich ist, vorrangig mit und für Nicht-Jurist*innen wie beispielsweise Beamten, Betriebsräten, Unternehmer*innen oder Selbstständigen zu arbeiten. Insofern sollte Dir bereits jetzt klar sein, dass Du durch diese Weichenstellung entscheidest, mit welchen Personengruppen Du in Deinem Arbeitsalltag vorrangig kommunizieren wirst.

Sei Dir Deiner Talente bewusst

Letztlich solltest Du dich über Deine eigenen Stärken und Talente bewusst machen, die Dir und Anderen im juristischen Alltagsleben weiterhelfen können. Neben Deinen Interessen und Kompetenzen, die Du im Schwerpunktbereichsstudium vertieft hast, kommt es entscheidend auf außeruniversitäre Fähigkeiten an. Bist Du besonders kommunikationsstark und kommst daher mit jeder Person gut ins Gespräch? Oder hast Du ein besonderes Talent für analytisches Denken, erkennst also frühzeitig Probleme, die Du durch kreative und effiziente Ideen lösen kannst? Vielleicht bist Du auch rhetorisch besonders veranlagt und findest schnell schlagfertige Argumente für Deine Positionen? Wenn Dir bewusst ist, welche Eigenschaften Dich ausmachen und welche Fähigkeiten Du besonders beherrscht, kannst Du herausfinden, in welchem Sektor des jeweiligen Berufszweigs Du dich effizient nützlich machen kannst.

Folge dann dem Prinzip: Erst Geben dann nehmen! Als Jurastudierende*r kennst Du es sicherlich: Du gibst alles, doch Jura gibt Dir vier Punkte. Doch sei Dir auch der positiven Aspekte bewusst: Um Deine Wunschnoten zu erreichen, hast Du dafür während des Rechtsstudiums Wege gefunden und entwickelt. Unklar war immer welche Noten konkret rauskommen werden, aber Du hast auf dem Weg zu den Staatsexamina Dein Bestes gegeben. Diese Denkweise hilft Dir nun! Wenn Du Deine individuellen Fähigkeiten einsetzt, und so Deinem Arbeitgeber effizient hilfst, wirst Du schnell zur*zum wertvollen und unersetzbaren Mitarbeitenden. Frag Dich also nicht zuerst „What’s in it for me“, sondern mache Dir bewusst, was Du geben kannst.

Steve Jobs: Connecting the Dots

Wie Steve Jobs sagte, ist es wichtig, dass Du darauf vertraust, dass sich die Punkte verbinden werden und sich das Gesamtbild erst am Schluss ergibt. Bis dahin solltest Du dem folgen, was Dir Spaß macht und wo Du dich gut einbringen kannst. Sei Dir dabei bewusst, dass es nie zu früh ist, Erfahrungen zu sammeln. Wenn Du noch nicht weißt, in welche Richtung Du gehen willst, hilft es, Praktika, studentischen und fachfremden Tätigkeiten sowie ehrenamtlichen Arbeiten nachzugehen. Du wirst sehen, dass Dir Jura alle Türen öffnen kann. Mit Jura kann man eben alles machen!

In einem weiteren Beitrag auf beck-stellenmarkt.de berichtet Dr. Dominik Herzog im Interview von seinem Werdegang.

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Hinweis zum Autor:

Dr. Dominik Herzog
ist Rechtsanwalt und Gründungspartner von SYLVENSTEIN. Zudem ist er Geschäftsführer bei SYLVENSTEIN Digital, einer digitalen Legal Tech-Plattform für Unternehmer. Seine Karriere startete er als Syndikus bei einem Dax-Unternehmen; neben dem Studium gründete er unter anderem mehrere Unternehmen. Er betreibt mit „RCHTSNWLT“ bis heute einen der größten YouTube-Kanäle im juristischen Bereich.

Der Beitrag ist erstmals in der BSM 22/23 erschienen.

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