Karrierebooster nach dem Juristischen Staatsexamen – LL.M. oder juristische Promotion, oder beides?

Abschluss Universität
von Mario Kraatz, Rechtsanwalt

Es gibt (mindestens) zwei Möglichkeiten für Jurastudierende nach dem Ersten oder Zweiten Staatsexamen, die abgelegten juristischen Abschlüsse aufzuwerten und somit potenzielle Arbeitgeber noch mehr von sich zu begeistern – die juristische Promotion und den LL.M. (Master of Laws). Doch welche Vorteile bieten diese Optionen und gibt es auch Argumente, die dagegensprechen könnten?

Internationales Profil und juristische Fachkompetenz durch LL.M.-Studium

Der LL.M. richtet sich vor allem an Absolventen eines juristischen Studiums, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in einem bestimmten Rechtsgebiet vertiefen oder sich auf Internationales Recht spezialisieren möchten. Ein LL.M.-Studiengang im Ausland bietet nicht nur eine willkommene Abwechslung nach dem Ersten oder Zweiten Staatsexamen, sondern fördert auch die persönliche Entwicklung. Nicht zuletzt zeigen Juristen vor allem durch einen LL.M. im Ausland, dass sie bereit waren (und ggf. sind), über den Tellerrand hinauszuschauen. Diese Fähigkeit ist für eine anwaltliche Tätigkeit in der Mandantenberatung oft unerlässlich. Die Möglichkeit, eine längere Zeit im Ausland zu verbringen, eröffnet Juristen eine einzigartige Möglichkeit zur Erkundung eines anderen Rechtssystems, anderer Umgebung im Allgemeinen und vor allem zur Erweiterung der Sprachkenntnisse. Das ist auch das, was internationale Kanzleien oder Unternehmen vor allem suchen. Hier wird ein LL.M.-Abschluss als Zeichen von rechtlicher Fachkompetenz und Weltoffenheit angesehen. Nicht zu vernachlässigen ist das finanzielle Potenzial, da LL.M.-Absolventen oft höhere Einstiegsgehälter erhalten. Zusammenfassend bietet der LL.M. die Möglichkeit, Jurafachwissen zu vertiefen, interkulturelle Kompetenzen zu entwickeln und den beruflichen Erfolg als Jurist zu fördern.

LL.M.-Titel – Nice-to-have, aber kein Must-have

Allerdings gibt es auch beim LL.M. einige Nachteile. Beliebte juristische Masterstudiengänge in entfernten Ländern wie den USA sind mit hohen Kosten verbunden und stehen hauptsächlich Studieninteressierten offen, die über ausreichende finanzielle Mittel verfügen. Als Stipendiat können Sie möglicherweise Kostenzuschüsse erhalten, jedoch sind die Voraussetzungen dafür in der Regel anspruchsvoller. Es lohnt sich jedoch, auch nach erschwinglicheren Optionen in „weniger beliebten“ Ländern Ausschau zu halten, da es viele Alternativen gibt, die für Ihren LL.M. infrage kommen könnten. Falls Ihr Plan aus anderen Gründen nicht umgesetzt werden kann, sollten Sie nicht verzweifeln. Ein LL.M-Titel ist für Juristen nicht in allen Bereichen von Vorteil oder sogar erforderlich. Er ist zwar eine Bereicherung und bietet die oben genannten Vorteile, aber Ihre beruflichen Chancen werden nicht beeinträchtigt, wenn Sie keinen LL.M.-Studiengang, sei es im Inland oder im Ausland, absolvieren konnten. 

Rechtswissenschaftliche Expertise und Seriosität dank Jura-Promotion

Eine Promotion in Jura, auch bekannt als Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. iur. oder Dr. jur.), ist der höchste akademische Grad im Bereich des Rechts. Die Promotion bietet die Möglichkeit, sich intensiv mit einem spezifischen rechtlichen Forschungsfeld auseinanderzusetzen und eine juristische Expertise aufzubauen. Durch den Doktor in Jura können Sie sich von anderen Bewerbern abheben und karrieremäßig von einer Gehaltssteigerung profitieren, die bereits ab dem Berufseinstieg wirksam wird. Eine Doktorarbeit erfordert minutiöses wissenschaftliches Arbeiten und das Erschließen neuer Forschungsfelder. Es ist wichtig, ein geeignetes juristisches Forschungsthema zu finden, für das Sie eine Leidenschaft haben. Oftmals ist ein fundierter wissenschaftlicher Hintergrund erforderlich, um unerforschte Bereiche zu erkennen und zu erfassen. Besonders in Großkanzleien wird ein Doktortitel häufig als Zugangsvoraussetzung betrachtet, da er Seriosität verleiht und von Mandanten geschätzt wird. Eine juristische Promotion bietet somit nicht nur persönliche Erfüllung, sondern kann auch berufliche Vorteile mit sich bringen.

Mit der richtigen Motivation und Zielsetzung zum juristischen Doktortitel

Juristen sollte jedoch bewusst sein, dass eine Promotion Fleiß, Sorgfalt und Durchhaltevermögen erfordert. Die Bearbeitungszeit für eine Doktorarbeit beträgt in der Regel mehrere Jahre, wobei Sie mindestens eineinhalb Jahre fest einplanen sollten. Es ist wichtig, sich zu verdeutlichen, dass eine Promotion Zeit und Einsatz erfordert, und dass persönliche Ziele und Motivation dabei eine Rolle spielen sollten. Auch wichtig zu beachten ist, dass ein juristischer Doktortitel nicht überall erforderlich ist. Eine Promotion sollte nicht aus reinem Selbstzweck angestrebt werden. Bevor Sie sich auf diese Herausforderung einlassen, sollten Sie sich überlegen, welches Karriereziel Sie damit verfolgen möchten und ob Sie ein wahrhaftiges Interesse an der Rechtsforschung haben. Ohne Motivation und Überzeugungskraft wird es schwierig sein, die Promotion erfolgreich abzuschließen und die nötige Zeit zu investieren.

Fazit

Die Entscheidung zwischen einem LL.M., einer juristischen Promotion oder (k)einer weiteren akademischen Qualifikation ist eine individuelle und persönliche Wahl. Es gibt als Jurist verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, einschließlich Ihrer Karriereziele, Ihrer Interessen, Ihrer finanziellen Möglichkeiten und Ihrer persönlichen Motivation.

Über den Autor:

Mario Kraatz, Rechtsanwalt,
ist Gründer der Akademie Kraatz GmbH, Juristisches Repetitorium. In seiner fast 20-jährigen Erfahrung als Dozent, Unternehmer und seiner vormaligen Tätigkeit in einer internationalen Sozietät, kennt er die vielschichtigen Wege und Möglichkeiten, die sich jungen Juristen heute bieten.

Der Beitrag wurde erstmals in der NJW 30/23 veröffentlicht.

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