Mit der Flatrate zur Prüfung: die Steuerberaterausbildung im Umbruch?

von Andreas Wellmann

Nach 19 Monaten Pandemie hat sich unser Leben in vielen Punkten verändert. Videokonferenzen, Online-Seminare, virtuelle Klassenräume – alles früher bereits bekannt, aber oft noch mit einer gewissen Skepsis genutzt – sind heute zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden.

Dabei hat die Pandemie die Steuerberaterausbildung nicht nur digitaler, sondern auch flexibler gemacht. Neue Formate wie Hybrid-Kurse oder die erste Kurs-Flatrate zeigen, was sich tut und wie die Steuerberaterausbildung der Zukunft aussieht.

In den vergangenen Monaten hatte die Corona-Pandemie die Welt fest im Griff. Und während schon früher die Entscheidung, sich für die anspruchsvolle Steuerberaterausbildung anzumelden, nicht von heute auf morgen gefällt wurde, so sind durch die Pandemie nun noch ganz neue Herausforderungen dazu gekommen. Home-Office, Home-Schooling, eingeschränkte Freizeitaktivitäten oder gesundheitliche Sorgen …und dann auch noch die Ausbildung zum Steuerberater? Viele überlegen heute sicher noch einmal länger, ob sie den Karriereschritt wirklich wagen sollen.

Aber auch die ausbildenden Steuerfachschulen und Institute standen durch Corona vor einer ganz neuen Herausforderung. Sie mussten über Nacht ihr gesamtes Programm auf digitale Plattformen verlagern und ihren Unterricht nicht nur an neue Verordnungen und Gesetze, sondern auch an die neue Komplexität des Alltags ihrer Teilnehmer/innen anpassen.

Welche Auswirkungen hatte dies für die Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung?

In der Zeit des Verbots von Präsenzunterricht wurde der Unterricht notwendigerweise in den virtuellen Klassenraum verlegt. Um jedoch auch weiterhin der Komplexität des Lernstoffes gerecht zu werden, wurde der Online-Unterricht i.d.R. sehr ähnlich zum Präsenzunterricht durchgeführt. Durch die räumliche Distanz aller Beteiligten entwickelten sich aber oft weniger Diskussionen und Gespräche – was aber insbesondere für die wichtige Fallbearbeitung ein essenzieller Faktor ist.

Doch nicht nur die Kursteilnehmer/innen mussten sich an die neue Situation gewöhnen, auch die meisten Dozentinnen und Dozenten befanden sich plötzlich auf neuem Terrain. So fehlt den Lehrenden im virtuellen Unterricht beispielsweise das visuelle Feedback: sie sehen einfach nicht, ob ihre Erläuterungen verstanden wurden, es fehlen die – erhellten oder eben auch fragenden – Gesichter.

Mit der Lockerung der Restriktionen wurde der Präsenzunterricht Schritt für Schritt in allen Bundesländern wieder erlaubt. Insbesondere in der heißen Phase der Vorbereitung von Juni bis September sind 2020 und 2021 die meisten Kandidatinnen und Kandidaten daher wieder in den Unterrichtsraum zurückgekehrt; ein nachvollziehbarer Schritt, da besonders Vollzeitkurse, Crashkurse und das wichtige Klausurentraining mit seinen Nachbesprechungen im Präsenzunterricht immer noch am effektivsten sind.

Es zeigte sich jedoch, dass die neuen Online-Formate auch ihre Vorteile besitzen: die wegfallenden Anreisezeiten zum Kursort, die räumliche Flexibilität, digitale Aufzeichnungen zum Nacharbeiten und das minimierte Gesundheitsrisiko ließen die Nachfrage an den virtuellen Kursen steigen.

Online oder Präsenz – gibt es den Stein der Weisen?

Die Erfahrungen aus der Pandemie haben gezeigt: die Mischung macht’s, Flexibilität ist King. Für die meisten Kandidatinnen und Kandidaten besteht die Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung im Idealfall aus Präsenz- und Online-Unterricht.

Präsenzunterricht ist gerade zu Beginn immer noch der beste Start in die intensive Lernphase – genauso wie am Ende das obligatorische Klausurentraining am besten im Präsenzformat absolviert wird. Die Steuerberaterprüfung schreibt man schließlich auch nicht allein zu Hause am PC oder Laptop.

Aber vieles kann auch zu Hause im Selbststudium oder im virtuellen Klassenraum – live oder als Aufzeichnung – genutzt werden. Insbesondere für Lerntypen, die weniger eigene Fragen stellen als den Fragen anderer zu folgen, haben Video-Aufzeichnungen sogar den großen Vorteil, dass jederzeit der Pause-Button betätigt oder zurückgespult werden kann.

Was uns die letzten 1,5 Jahre jedoch gezeigt haben: Wer wann welche Lernform nutzt, hängt dabei nicht nur von der persönlichen Lebenssituation und den eigenen Vorlieben ab, sondern auch von externen, nicht beeinflussbaren Restriktionen. Wer dann in der Lage ist, die Prüfungsvorbereitung auch kurzfristig an veränderte Bedingungen oder Bedürfnisse anzupassen, besitzt einen großen Vorteil.

Wie sieht die Steuerberaterausbildung der Zukunft aus?

Unterricht im virtuellen Klassenraum erfährt eine immer höhere Akzeptanz und wird daher auch bleiben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sparen die Anfahrt und können die gewonnene Zeit zum Lernen, für die Kinderbetreuung oder auch einfach mal für eine Pause nutzen. Klausurtechnik- und Klausurenkurse werden aber weiterhin überwiegend im Präsenzunterricht stattfinden.

Flexible Modelle, bei denen zwischen Präsenz- und Online-Unterricht gewechselt werden kann, werden jetzt schon angeboten. Um Hybrid-Formate zu empfehlen – d.h. Präsenzunterricht, der parallel gestreamt wird – als vielmehr solche Modelle, bei denen die Kandidaten und Kandidatinnen zwischen reinem Online- und reinem Präsenzunterricht wählen können. Denn nur dort können die Dozenten/ innen sich voll auf die Teilnehmergruppe vor Ort oder am PC konzentrieren und ihren Unterricht optimal auf die jeweilige Lernform abstimmen.

Sogenannte Flex-Modelle ermöglichen einen solch situativen Wechsel von Termin zu Termin bereits heute. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren von einer ähnlichen Flexibilität wie im Hybrid-Kurs, jedoch erhalten sie immer Unterricht, der didaktisch auf das Format (Präsenz oder online) abgestimmt ist.

Noch mehr Flexibilität bieten die ersten Flatrates. So bieten die Steuerlehrgänge Dr. Bannas ab November 2021 die erste Flatrate in der Steuerberaterausbildung an. 25 Monate können die Prüflinge komplett alle Kurse des Anbieters besuchen: von Vorkursen, über die verschiedenen Kernlehrgänge, bis hin zu Fernkursen fürs Klausurentraining zu Hause oder Simulationstrainings für die mündliche Prüfung. Ob bundesweit und online: Mit der Flatrate erhält der Teilnehmer oder die Teilnehmerin Zugriff auf sämtliche Kurse und Materialien.

Welcher Kurs wann genutzt wird, kann dabei ganz individuell und flexibel im Laufe der 25 Monate entschieden werden. Fragen wie „Wann passt mir Präsenzunterricht zeitlich besser, wann Online? Welche Inhalte höre ich mir lieber vor Ort an, für welche reicht mir ein Online-Kurs oder gar die Aufzeichnung?“ können damit zu jedem Zeitpunkt ganz individuell beantwortet werden – ohne sich im Voraus festlegen zu müssen.

Wer kurz vor der Prüfung feststellt, dass er oder sie Nachholbedarf im Fach AO hat, besucht einfach zusätzliche Unterrichtseinheiten oder einen weiteren Zusatzkurs. Der Kursplan kann so auch noch im Nachhinein an die fachliche Entwicklung angepasst werden. Die zweijährige Flatrate lässt sogar genügend Spielraum, um die Prüfung um ein Jahr zu verschieben oder sich von vornherein mehr Zeit einzuräumen. Ein Umzug, Arbeitgeberwechsel oder ähnliche Veränderungen werden dadurch nicht mehr zu einem unkalkulierbaren Risiko.

Das Fazit?

Wer heute in die Steuerberaterausbildung geht, besitzt so viele Möglichkeiten wie noch nie. Alle Anbieter haben mittlerweile ein breites Online-Angebot, das die Präsenzkurse jedoch nicht verdrängt, sondern ergänzt. Wer sich mehr Flexibilität oder zeitlichen Spielraum wünscht, der sollte auf jeden Fall einen Blick auf die neuen Flex-Tarife, Hybrid-Kurse oder Flatrates werfen. Hier hat sich viel getan, um die Ausbildung auch in Zukunft an unseren Alltag zwischen Büro, Home-Office und Co. anzupassen.

 

Über den Autor:

Andreas Wellmann
Geschäftsführer der Dr. Bannas GmbH
Fachautor im Bereich Steuerrecht & Ausbildung