Karriere im öffentlichen Dienst

von Daniela Simeonova

Von Augsburg nach Günzburg, München und Brüssel – ein eher gewöhnlicher Werdegang? – Nein, keineswegs …

Erfahrungsbeicht von Daniela Simeonova, Regierungsdirektorin bei der Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel

Wie mein Name bereits erahnen lässt, bin ich gebürtige Bulgarin. Ich kam nach Deutschland, um in Augsburg Jura zu studieren und entschied mich, nach dem Studium in Augsburg zu bleiben. Meine Herkunft habe ich im Bewerbungsprozess und auf dem weiteren beruflichen Weg zu keinem Zeitpunkt als Nachteil empfunden. Wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen stand ich während und vor allem nach dem Referendariat vor der Entscheidung: Anwaltschaft oder öffentlicher Dienst.

Die einzelnen Stationen im Rechtsreferendariat boten bereits einen guten Überblick, aber erst nach der schriftlichen Prüfung stand für mich fest, dass ich im öffentlichen Dienst, und zwar nicht in einer kommunalen, sondern in der Staatsverwaltung, arbeiten will. Mich reizten neben der Arbeitsplatzsicherheit und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor allem die äußerst vielfältigen beruflichen Perspektiven.

Meine erste Stelle war aufgeteilt auf das Landratsamt Günzburg und die Regierung von Schwaben. Während ich drei Tage in der Woche die Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landratsamt betreute und mich um ausländer-, waffen- sowie versammlungsrechtliche Fragen kümmerte (etwa die juristische Begleitung schwieriger Abschiebungen oder großer Versammlungslagen), bastelte ich an den zwei anderen Tagen unter der Woche an Planfeststellungsbeschlüssen für den Straßenbau. So durfte ich von Anfang an die Arbeitsweise sowohl einer unteren als auch einer mittleren Staatsbehörde kennenlernen.

Später wechselte ich in Vollzeit zum Landratsamt Günzburg und übernahm die Abteilung Kommunales und Soziales. Als junge Abteilungsleiterin im Landratsamt übernahm ich sehr früh große Personalverantwortung und schreckte auch nicht davor zurück, Entscheidungen zu treffen. Das macht den Berufsalltag umso abwechslungsreicher. Die Zeit im Landratsamt will ich auf keinen Fall missen; neben spannenden juristischen Fragen hat man einen ganz engen Kontakt zum Bürger, aber auch zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die praktische Anwendung des Rechts und die Möglichkeit, die konkreten Auswirkungen auf das tägliche Leben zu beobachten, sind nur einige der Vorzüge dieser Tätigkeit.

Nach knapp zweieinhalb Jahren in dieser Position stand ein beruflicher Wechsel an. Ich liebte meine Arbeit und war daher nur schweren Herzens zu einer Veränderung bereit. Nach einigem Überlegen entschied ich mich dennoch für eine Referentenstelle im Innenministerium in München im Bereich Rettungsdienst. Eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Während man im Landratsamt als Abteilungsleiter sofort viel Verantwortung trägt, fängt man im Ministerium zunächst als Referent vergleichsweise „klein“ an.

Grundlegende Entscheidungen werden von der Sachgebiets- bzw. Referatsleitung oder der Abteilungsleitung getroffen. Und während der Abteilungsleiter im Landratsamt in vielen Rechtsgebieten unterwegs ist, arbeitet man im Ministerium sehr spezialisiert und fokussiert in einem bestimmten Rechtsgebiet. Das Rettungsdienstrecht ist eine Materie der Länder, sodass man sich nach einer gewissen Einarbeitungszeit schnell zu einem der wenigen Spezialisten entwickelt. Während meiner Zeit im Sachgebiet Rettungsdienst konnte ich ganz eng die Änderung des Rettungsdienstgesetzes begleiten und vertieft juristisch arbeiten – diese Gelegenheit hat man im Landratsamt aufgrund der Themenfülle und der Führungsbreite eher selten.

In der Regel wechselt man als junger Jurist im Ministerium nach zwei bis drei Jahren die Stelle, um möglichst viele Bereiche des Ministeriums kennenzulernen. So kam es, dass ich nach meiner Zeit im Rettungsdienstbereich stellvertretende Leiterin des Sachgebiets „Öffentlichkeitsarbeit“ wurde und mich um die Vorbereitung von Veranstaltungen (z. B. der Tag der offenen Tür), die Erstellung von Broschüren und viele andere spannende, teils auch weniger juristische Themen kümmerte. Einige sehr kurzweilige, kreative und ungemein reizvolle Aufgaben.

Parallel zu meiner Tätigkeit im Innenministerium in München absolvierte ich ein einjähriges Fortbildungsprogramm der Bayerischen Staatskanzlei mit Schwerpunkt Europa. Der Zufall wollte es, dass nach Abschluss dieses Programms eine Stelle in der Vertretung des Freistaats Bayern in Brüssel frei wurde, was mir einen weiteren beruflichen Wechsel ermöglichte. Die Bayerische Vertretung in Brüssel ist organisatorisch der Bayerischen Staatskanzlei zugeordnet. Als Bindeglied zwischen München und Brüssel ist es meine Aufgabe, die vielfältigen Themenbereiche des Innenministeriums zu beobachten, die Kolleginnen und Kollegen in München zu informieren, Veranstaltungen zu relevanten Themen und Besucher aus Bayern zu betreuen – ein im Vergleich zu meinen bisherigen Tätigkeiten vollkommen anderes Aufgabenfeld.

Nun bin ich bereits rund zwei Jahren in Brüssel und würde diesen „Blick über den Tellerrand“ in einer internationalen Umgebung jedem, der die Möglichkeit hierzu erhält, ans Herz legen. Der Geschäftsbereich der Allgemeinen Inneren Verwaltung bietet eine unglaubliche Fülle an Einsatzmöglichkeiten für Juristen – man muss nur neugierig und wissbegierig bleiben! Im Übrigen schätzen wir nicht nur Flexibilität, sondern können auch Kontinuität bieten. So muss niemand befürchten, gegen seinen Willen etwa von Unterfranken ins Alpenvorland versetzt zu werden – es sei denn, Sie fahren gern Ski und wollen eine Ortsveränderung.

Über die Autorin

Daniela Simeonova
Regierungsdirektorin bei der Vetretung des
Freistaates Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel

Quelle BECK Stellenmarkt 24/2019

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