Thema Altersvorsorge: „Das Risiko einer Rentenlücke ist stark gestiegen“

Interview mit Niels Sanders

Juristen wollen nicht nur beruflich bestens informiert sein, sondern auch als Privatpersonen über Vorsorge, Absicherung und Vermögensaufbau. In Zeiten von Niedrigzins und astronomischen Immobilienpreisen ist das aber alles nicht mehr so einfach.

Auf der Suche nach Expertenrat sprachen wir mit Niels Sanders  Vorsorgespezialist beim Versicherungsmakler Hoesch & Partner.

Herr Sanders, wie kann man heute noch Vermögen aufbauen?

Vermögensaufbau ist eine zutiefst persönliche Angelegenheit und sollte immer durch den Kunden selbst bestimmt werden. Ein seriöser unabhängiger Berater – also jemand der de facto auf den gesamten Markt zugreifen kann – wird jedoch korrigierend eingreifen und unterstützen.

Wir bei Hoesch & Partner zum Beispiel sind darauf spezialisiert, Anlagestrategien für den Ruhestand zu konzipieren. Denn das Risiko einer hohen Rentenlücke – also der Fehlbetrag zwischen dem letzten Nettoeinkommen und der gesetzlichen Altersversorgung – ist für viele Menschen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Somit hat auch die Gefahr zugenommen, dass die laufenden Einkünfte im Rentenalter nicht reichen, um die Lebenshaltungskosten zu decken.

Wir empfehlen unseren Kunden daher, gezielten Vermögensaufbau zu betreiben, um das gewisse „Grundrauschen“ zu erhalten, das die laufenden Kosten auch im Alter deckt. Dabei berücksichtigen wir natürlich immer die Gesamtsituation des Kunden und stellen regelmäßig fest: Faktoren wie steuerliche Belastung, Sozialversicherungsabgaben, Inflation und Zinsannahme werden erfahrungsgemäß unterschätzt und werden erst durch die Beratung wirklich transparent.

Sind Lebensversicherungen weiterhin eine gute Geldanlage?

Die Kapitallebensversicherung, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, kann man heute nicht mehr empfehlen. Früher wurden Verträge mit garantierten Todesfallsummen abgeschlossen, die durch einen Garantiezins zusätzlichen Kapitalaufbau betreiben sollten. Derzeit liegt der Garantiezinses jedoch bei nur 0,9 Prozent. Angesichts der Prämien, die die Versicherer für das Todesfallrisiko verlangen, ist so ein lukrativer Vermögensaufbau nicht mehr zu erreichen.

Wir empfehlen im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld daher, eine Rentenversicherung abzuschließen, die in kostengünstige Indexfonds investiert, also in so genannte ETFs, die die Marktentwicklung an den Börsen abbilden. Ohne Garantiezins und durch das breit gestreute Investment sind die Kosten geringer dort und die Chancen größer, Vermögen aufzubauen.

So eine Rentenversicherung kann der Kunde über die so genannte Rürup-Rente zudem sogar steuerlich absetzen.

Es heißt immer, die Deutschen sollten weniger aufs Sparen setzen, sondern lieber in Aktien investieren. Gibt es eine Alternative für Kunden, die letzteres einfach nicht wollen?

Lebensversicherungen erzielen derzeit wie gesagt maximal einen Garantiezins von 0,9 Prozent. Im Klartext heißt das: Nach Kosten und Inflation machen die Versicherten damit möglicherweise sogar Verluste. Die Alternative ist, eine reine Beitragsgarantie zu vereinbaren und es dem Versicherer zu überlassen, die Überschüsse zu investieren.

Diese Variante mit einer Beitragsgarantie von 100 Prozent erzielt in den ersten Jahren allerdings kaum Überschüsse, die vom Versicherer zum Beispiel in Indexfonds investiert werden könnten. Deshalb empfehle ich stark sicherheitsorientierten Kunden, eine Beitragsgarantie von maximal 50 Prozent zu vereinbaren.

Ist es heute noch vernünftig, zur Altersvorsorge in Versicherungen zu investieren?

Definitiv! Eine Rentenversicherung kann während der Ansparphase steuerliche Vorteile bieten und auch im Rentenalter steuerlich attraktiv sein.

Das wichtigste ist jedoch, dass nur die Rentenversicherung das sogenannte Langlebigkeitsrisiko absichert. Ein Depotsparplan zum Beispiel kann ab dem gewünschten Renteneintritt über eine gewisse Zeit ausgezahlt werden, dennoch ist nicht gewiss, ob der Betroffene vielleicht doch älter wird, als er ursprünglich gedacht hatte. Somit besteht das Risiko, dass am Ende vom Geld noch Leben übrig sein kann. Dieses Risiko kann lediglich eine Versicherung absichern – ich halte das daher für ein absolutes Must-Have für die Altersvorsorge.

Foto oben: Jeanette Dietl/stock.adobe.com

Über den Interviewpartner:

Niels Sanders
unabhängiger Vorsorgespezialist beim
Premium-Makler Hoesch & Partner

Quelle BECK Stellenmarkt 1/2019