Studienmodule als Incentives nutzen! - Wie Unternehmen Weiterbildung und Mitarbeiterbindung verbinden können

von Sonja Sälzle

Wirtschaftsjuristen sind aufgrund juristischer und betriebswirtschaftlicher Expertise von Rechtsabteilungen von Unternehmen, Wirtschaftsprüfern, Unternehmensberatungen und zunehmend auch von Kanzleien nachgefragt. Allein 732 Stellen „Wirtschaftsjurst/in“ sind im Herbst 2018 bei einem großen Stellenportal deutschlandweit eingestellt1. Unternehmen müssen daher neben dem externen Recruting zunehmend andere Strategien entwickeln, ihre Fachstellen zu besetzen.

Eine noch zu wenig genutzte Strategie liegt in der Verbindung von Weiterbildung und Mitarbeiterbindung (Retention Management). Hier ist ein strategisches „Incentive-Management“ (Anreizmanagement) gefragt. Bezogen sich bisher die Incentives im Personal- oder Absatzbereich hauptsächlich auf Boni, Prämien, Dienstwagen u. ä., sollte Weiterbildung als Teil des Pflicht-Repertoires in jedes Incentive-Management aufgenommen werden.

Exzellente Mitarbeitende wollen sich weiterentwickeln, neue Aufgaben übernehmen, nächste Karriereschritte gehen – nichts ist für sie schlimmer, als Stillstand und wenig Perspektiven im eigenen Unternehmen.

Bieten Sie strukturierte Weiterbildungskonzepte für Ihre internen High-Potentials, statt sich auf externes Recruiting zu verlassen.

Gerade bei Beschäftigten, die bereits über einen Abschluss Bachelor of Law, Bachelor oder Master Betriebswirtschaftslehre u. ä. verfügen, ist die Perspektive einen juristischen Masterabschluss zu erlangen sehr attraktiv.

Statt Beschäftigte immer wieder punktuell auf Weiterbildungskurse unterschiedlichster Anbieter zu schicken, erarbeiten Sie einen individuellen Karriere- und Weiterbildungsplan mit einer längerfristigen Perspektive – eine Win-Win-Situation für Beschäftigte und Unternehmen.

Schaffen Sie Möglichkeiten für ein berufsbegleitendes Studium Wirtschaftsrecht.

Dafür bietet ein Fernstudium Wirtschaftsrecht, z. B. mit Schwerpunkt Bau und Immobilien oder mit einem anderen Schwerpunkt eine ideale Weiterbildungsmöglichkeit. Viele dieser Master sind zwischenzeitlich so angelegt, dass jedes Studienmodul einzeln als Weiterbildung mit Hochschulzertifikat studiert werden kann.

Dieser Vorteil der Modularisierung kann in zweierlei Hinsicht genutzt werden: Es kann ein erstes Studienmodul mit einem interessanten Fachthema ausgewählt und als Weiterbildung absolviert werden, sozusagen als Schnupperstudiun ohne sich für den gesamten Studiengang einzuschreiben. So entstehen seitens Mitarbeitenden und Unternehmen keinerlei weitere Kosten und Risiko, falls das Studium nicht weiter absolviert wird.

Ein zweiter Vorteil liegt im Abschluss der Weiterbildung mit Hochschulzertifikat mit den entsprechenden Leistungspunkten (Credit Points). Diese Leistungspunkte können ggf. auch bei einem Wechsel in ein anderes Studienfach oder zu einem späteren Zeitpunkt entsprechend für einen Masterabschluss angerechnet werden.

Vereinbaren Sie eine verlängerte Studienzeit und reduzieren Sie so den monatlichen Studienumfang.

Ein Master umfasst meist 90 Leistungspunkte, bestehend aus 10 bis 15 Studienmodulen plus Masterthesis. In der Regel ist ein berufsbegleitender Master Wirtschaftsrecht auf 3 bis 4 Semester angelegt. Studierende können bei einem modularisierten Master eine individuelle Studienzeit vereinbaren, das Masterstudium wird z. B. über drei Jahre angelegt.

So reduziert sich der Studienumfang pro Monat, der Lernaufwand pro Woche ist niedriger und besser mit der Arbeitstätigkeit, Familie und Freizeit zu vereinbaren. So muss Weiterbildung nicht komprimiert erfolgen sondern kontinuierlich über einen längeren Zeitraum.

Dies hat den weiteren Vorteil, dass die Freistellungen für mögliche Präsenztage und Prüfungen z. B. über die Inanspruchnahme im Rahmen des Bildungszeitgesetzes besser genutzt werden können und weniger Urlaubstage oder Überstunden dafür aufgewendet werden müssen.

Achten Sie bei der Auswahl eines Masters Wirtschaftsrecht auf die Möglichkeit der Modularisierung.

Bei der Auswahl eines geeigneten Masters Wirtschaftsrecht sollte sehr genau auf das Studienmodell geachtet werden. Zu empfehlen sind insbesondere Studiengänge im Blended-Learning-Format, einem Mix aus Studienbriefen, Webinaren von zuhause oder dem Büro und kompakten Präsenzeinheiten an der Hochschule zur Vertiefung und zum Austausch.

Denn gerade bei einem berufsbegleitenden Studium sind Austausch und gegenseitige Motivation in einer Lerngruppe nicht zu unterschätzen, da die Belastung durch Berufstätigkeit und Studium entsprechend größer ist als bei einem Vollzeitstudium.

Zusammenfassend bieten die fachspezifischen Studieninhalte an der Schnittstelle von Wirtschaft und Recht sowie die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten eines berufsbegleitenden Studiums Wirtschaftsrecht, ein optimales Weiterbildungsformat im Rahmen eines strategischen Retention-Managements – sowohl für Mitarbeitende als auch für Unternehmen.

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1 Vgl. www. stepstone. de, abgerufen am 23.09.2018

Über die Autorin:

Sonja Sälzle
stellvertretende Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung
der Hochschule Biberach, war beim Aufbau der berufsbegleitenden
Fernstudienprogramme Bachelor und Master Wirtschaftsrecht (Bau und
Immobilien) von Beginn an beteiligt

Quelle NJW 45/2018