Geprüfter Notarfachwirt/Geprüfte Notarfachwirtin – Die Visitenkarte für eine erfolgreiche Notariatskarriere

Arbeiten in einem Notariat
von Aline Schöninger

Juristisch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, ist für Notarinnen und Notare alles andere als leicht. Wie in anderen Branchen schlägt sich der Fachkräftemangel auch in den Notariaten massiv nieder. Dabei sind gut ausgebildete, rechtskundige Angestellte für die allermeisten Notariatskanzleien unverzichtbar. Umso aussichtsreicher scheinen daher die Berufsperspektiven für Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte sowie Notarfachwirtinnen und -fachwirte: mit den entsprechenden Qualifikationen kann man es weit bringen und gut verdienen. Was gilt es bei der Weiterbildung zum Notarfachwirten zu beherzigen und warum ist der Beruf der Notarfachwirtin so erstrebenswert?    

Versierte und gefragte juristische Expertise – Entlastung für Notarinnen und Notare  

Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass nur Abitur und Studium zum beruflichen und finanziellen Erfolg führen. Allerdings reißt die steigende Zahl der Studienabsolventinnen und -absolventen eine immer größere Lücke in wichtigen Ausbildungsberufen – so auch im Rechtswesen. Bestanden laut Bundesrechtsanwaltskammer 1998 bundesweit noch über 4000 neu abgeschlossene Ausbildungsverhältnisse für Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte, so sank die Zahl in den vergangenen Jahren auf unter 1000.1  Bei Notarfachwirtinnen und -wirten dürfte die Statistik noch ernüchternder ausfallen. Notariate sind jedoch dringend auf fachkundige Unterstützung in Recht und Verwaltung angewiesen. Denn das Tätigkeitsfeld von Notariatsangestellten ist ebenso vielseitig wie anspruchsvoll. Sie entlasten die Notarin bei der Terminplanung und Aktenverwaltung und sind für einen Großteil der Mandantenkorrespondenz und -betreuung verantwortlich. Die Büroverwaltung verlangt also vor allem nach Organisationstalent und Selbständigkeit, um sowohl in der Einhaltung von Fristen als auch in der Kommunikation mit der Mandantschaft kompetent und zuverlässig zu gewährleisten. Zusätzlich kommt es auf fachliche Expertise an, denn als Notarfachwirt werden vielfältige Rechtskenntnisse vorausgesetzt. Dazu gehören u.a. das Liegenschafts- und Grundbuchrecht, Familien- und Erbrecht, Grundzüge des Internationalen Privatrechts, Handels- und Gesellschaftsrecht sowie Beurkundungsrecht.    

Vielversprechende Anstellungs- und Gehaltsperspektiven dank Notarfachwirtstitel  

Mit der Weiterbildung zur Notarfachwirtin sind berufliche Aufstiegschancen geradezu garantiert. Gegenüber den ohnehin schon gefragten Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten verschafft man sich den entscheidenden Wettbewerbsvorteil, um beispielsweise zum Bürovorsteher im Notariat zu avancieren. Außerdem kann dank des Notarfachwirtstitel mit einem soliden Gehalt gerechnet werden. Mit einem Einkommen von jährlich mindestens 30.000 € liegt das Einstiegsgehalt eines Notarfachwirten durchschnittlich rund 8000 € über dem eines Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten. Bei langjähriger Berufspraxis können Notarfachwirtinnen sogar ein Jahresgehalt von 50.000 € und mehr erwarten.    

Umfangreiche Weiterbildungsangebote für angehende Notarfachwirtinnen und -fachwirte  

Die Möglichkeiten der Weiterbildung zum Notarfachwirten sind ebenso vielseitig wie das Tätigkeitsfeld selbst. Zwar bringt es nicht nur Vorteile mit sich, dass die Weiterbildung berufsbegleitend absolviert werden muss, aber dafür kann man aus einer Reihe von unterschiedlichen Kursformaten wählen. Das Angebot reicht von in Teilzeit abgehaltenen Wochenend- und Abendkursen über Fernstudien und Onlinekurse bis hin zu gesonderten Studiengängen, die alle gezielt auf die Prüfung zur Notarfachwirtin vorbereiten. Für welches Lehrformat Sie sich entscheiden, hängt von Ihrer persönlichen Berufs- und Lernsituation sowie von Ihren Ambitionen ab. Während viele Teilzeitangebote vor allem die Praxisbezogenheit in den Blick nehmen, können spezielle rechtswissenschaftliche Bachelorstudiengänge (LL.B.) über die Notarfachwirtsprüfung hinaus weitere Karriereoptionen eröffnen. Die Weiterbildung nimmt je nach Programm zwischen anderthalb und drei Jahren in Anspruch, wobei sich die Kosten je nach Anbieter auf etwa 3000 € belaufen können. Allerdings sollten die Ausgaben angesichts der guten Jobaussichten für angehende Notarfachwirtinnen und -wirte nicht allzu sehr ins Gewicht fallen.    

Berufstitel Geprüfter Notarfachwirt/Geprüfte Notarfachwirtin – Voraussetzungen und Prüfungsablauf  

Die Notarfachwirtsprüfung muss vor der zuständigen Notarkammer abgelegt werden, die auch die genaue Prüfungsordnung festlegt. Anders als bei der Prüfung zur Rechtsfachwirtin ist die Prüfungsverordnung nicht bundesweit einheitlich geregelt, was vor allem den unterschiedlichen Notarformen in Deutschland geschuldet ist. Wer sich für die Weiterqualifikation zum Notarfachwirt entscheidet, muss bei Ablegung der aus einem schriftlichen und mündlichen Teil bestehenden Prüfung zusätzlich eine der beiden Zugangsvoraussetzungen vorweisen: entweder eine zweijährige Berufspraxis nach abgeschlossener Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten oder eine sechsjährige berufliche Tätigkeit im Notariat. Bei erfolgreich bestandener Prüfung erwirbt man schließlich den geschätzten Berufstitel des geprüften Notarfachwirts bzw. der geprüften Notarfachwirtin, der einem im Notariatsbereich Tür und Tor öffnen sollte, leitende Tätigkeiten zu übernehmen und seine Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen.  

Über die Autorin:

Aline Schöninger,
betreut in unseren Fachzeitschriften die Redaktion der Themenspecials. Auf www.beck-stellen-markt.de/ratgeber schreibt sie regelmäßig über Karrierethemen.

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1Bundesrechtsanwaltskammer. Entwicklung der Ausbildungsverhältnisse von 1998-2022. https://www.brak.de/anwaltschaft/rechtsanwaltsfachangestellte/entwicklun...

In diesem Interview berichtet eine Rechtsanwaltsfachangestellte über ihren Arbeitsalltag und ihre Tätigkeit.

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